Brüssel will Arzneimittel-Tests an Menschen vereinfachen

EU-Kommission macht Vorschlag, wie Forschung in Europa „attraktiver“ werden soll. Firmen wandern ins Ausland ab.

Brüssel. Bevor in Europa ein neues Medikament auf den Markt gelangt, sind umfangreiche Tests an Menschen nötig. Die EU-Kommission möchte solche Arznei-Prüfungen ab 2016 vereinfachen, ohne den Patientenschutz aufzuweichen. An dem Gesetzesvorschlag entzündet sich Kritik. Fragen und Antworten.

Sie möchte Europa als Standort der Pharmabranche attraktiver machen. Unternehmen und Wissenschaftler monieren, dass Arznei-Tests in Europa teuer und verwaltungsaufwändig seien — vor allem, wenn Medikamente in mehreren EU-Staaten gleichzeitig an Freiwilligen ausprobiert würden. Das habe Folgen.

Die Zahl der Arznei-Tests sei von 2007 bis 2011 um 25 Prozent gesunken. Diesen Trend will die EU-Kommission umkehren. Die EU-Kommission präsentierte ihren Gesetzesvorschlag im Juli 2012. Unter anderem will sie die Bürokratie bei klinischen Prüfungen — also Medikamenten-Tests an Menschen — abbauen.

Sie sorgen sich um den Schutz der Patienten, die bei solchen Tests mitmachen. Im EU-Parlament prüft derzeit der Gesundheitsausschuss den Gesetzesvorschlag. Die verantwortliche Berichterstatterin für dieses Thema, die Britin Glenis Willmott, legte jüngst auf 52 Seiten Änderungswünsche vor.

Europa müsse sich bemühen, ein attraktiver Forschungsstandort für Pharmaunternehmen zu sein, erklärt Willmott. „Zugleich muss Europa eine weltweite Vorreiterrolle bei der Patienten-Sicherheit einnehmen.“

Willmott möchte einen Passus im Gesetzesvorschlag verankern, der Rechten, Sicherheit und Wohlergehen von Freiwilligen den absoluten Vorrang vor anderen Interessen — beispielsweise denen der Pharmabranche — einräumt. Ein besonderer Schutz sei für Kinder oder geistig Behinderte nötig.

Die Abgeordnete kritisiert, dass der Gesetzesvorschlag die Rolle von Ethik-Kommissionen in den EU-Staaten zu wenig beachtet. Diese unabhängigen Experten-Ausschüsse müssten Arznei-Tests an Menschen zustimmen. Willmotts Änderungswünschen werden weitere folgen.

„Der Vorschlag der EU-Kommission enthält viel Gutes, aber er muss verbessert werden“, sagt zum Beispiel der EU-Abgeordnete Peter Liese (CDU). „Es geht nicht um Kleinigkeiten, sondern um substanzielle Sachen.“

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