Brüchiger Frieden in Nahost

Die Erstürmung der Botschaft Israels lässt die ohnehin schwierigen Beziehungen weiter abkühlen.

Kairo. Mit einem Rammbock durchbrachen sie die Beton-Schutzmauer, die israelische Fahne setzten sie in Brand, das Vorzimmer der israelischen Botschaft in Kairo verwüsteten sie. Als Tausende Randalierer in der Nacht zum Samstag das unscheinbare Bürohochhaus im Stadtteil Giza stürmten, in dem die israelische Vertretung untergebracht ist, ließen sie das ohnehin schwierige Verhältnis des neuen Ägyptens zum alten Friedenspartner Israel auf einen Tiefpunkt stürzen.

Bei den Krawallen wurden drei Ägypter getötet und mehr als 1000 verletzt, Israelis kamen nicht zu Schaden. Trotz der Eskalation der Gewalt setzten beide Länder gestern auf eine Politik der ausgestreckten Hand.

In Jerusalem wurden die massiven Krawalle gegen Israels Botschaft in Kairo zwar als „schwerwiegender Vorfall“ verurteilt. Zugleich sandte Jerusalem Entspannungssignale an Ägypten. Die Regierung in Kairo kündigte derweil ein hartes Durchgreifen gegen Demonstranten und den besseren Schutz diplomatischer Vertretungen an. Nach der Eskalation dürfte der „kühle“ Frieden der beiden Nahost-Nachbarn aber dennoch noch weiter abkühlen.

Es war nicht der erste gewalttätige Protest vor dem Bürohaus mit der Flagge des jüdischen Staates, aber es war der erste, bei dem Demonstranten in die Räumlichkeiten der diplomatischen Vertretung eindrangen. Bei den vorangegangenen Randalen hatten das die Sicherheitskräfte verhindern können. Vielleicht war es die schiere Menge gewaltbereiter Protestierer.

Die Wut war auf den Siedepunkt gestiegen, nachdem israelische Soldaten bei der Verfolgung von Terroristen im August an der gemeinsamen Grenze fünf ägyptische Grenzposten getötet hatten. Zu mehr als einer halbherzigen, wenn auch offiziellen Entschuldigung ließ sich Israel nicht hinreißen. Auch der ägyptische Militärrat fühlte sich düpiert. Die Generäle geben seit dem Rücktritt von Präsident Husni Mubarak den Ton an.

Mubarak war in seiner 32-jährigen Amtszeit ein Garant für den Friedensvertrag mit Israel, den sein Vorgänger Anwar el Sadat 1979 geschlossen hatte. In Ägypten war der pro-israelische Kurs des Staatschefs aber stets unpopulär. Seit dem Umsturz verlangen Demonstranten immer wieder den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Israel.

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