Bruderkrieg um Brown-Nachfolge

Ed und David Miliband wollen Labour-Chef werden.

London. Mächtigen Familien liegt Politik im Blut: Von den Kennedys, Ghandis, Bushs und Kaczynskis hat sich nie nur einer in Spitzenämter gekämpft. Im Doppelpack wollen es jetzt auch die Brüder Ed und David Miliband schaffen.

Doch nur einer der beiden kann das Rennen um den Labour-Vorsitz gewinnen - und Großbritannien schaut nervös auf den Kain-und-Abel-Thriller an der Themse.

Sie tragen denselben Nachnamen, sind beide auf dieselbe Schule gegangen, sind später ins selbe Londoner Wohnhaus gezogen und irgendwann auch derselben Partei beigetreten. Zuletzt waren beide Minister derselben Regierung: David als Außenminister, Ed als Umweltminister.

Den meisten Geschwisterpaaren wäre schon beim Gedanken an so viel Nähe unwohl, doch nun drohen die Karrieren der "Miliboys" auch noch in einem unsanften Polit-Crescendo zu kollidieren.

Dass der vier Jahre ältere David (44) Ambitionen hatte, den glücklosen Premier Gordon Brown zu beerben, war lange bekannt; dass der jüngere Ed nun ebenfalls seinen Hut in den Ring geworfen hat, macht aus dem Rennen allerdings eine überraschende Zerreißprobe. Für die Brüder, aber auch für die erschöpfte Labour-Opposition, die derzeit eben nur diese zwei Superstars aufzubieten hat.

"David ist mein bester Freund", startete Ed den Konkurrenzkampf noch mit blumigem Pathos, "natürlich will ich gewinnen, aber egal wie es ausgeht: Ich werde ihn immer lieben." Man wolle, schon für den Familienfrieden, auf persönliche Angriffe verzichten. "Ich bin unglaublich stolz auf ihn", pariert David diplomatisch - aber auch mit einem Hauch Herablassung.

Trotz der Ähnlichkeiten ticken die Rivalen ganz unterschiedlich: Ex-Außenminister David Miliband gilt als Theoretiker, wo der Jüngere der Praktiker ist; der eine ist ein brillanter, moderner, wenn auch distanzierter Vordenker.

Der andere ist der bessere Redner, jemand, der schnell und natürlich einen Draht zu den Wählern findet. Beide sind schon mit politischen Ideen aufgewachsen: Vater Ralph Miliband war ein führender sozialistischer Historiker. Auch Mutter Marion engagiert sich in linken Kreisen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort