Bombendrohung überschattet Güls Berlin-Besuch

Der türkische Präsident musste die Auftaktrede zu seinem dreitägigen Staatsbesuch kurzfristig verschieben.

Berlin. Eine Bombendrohung hat das Programm des türkischen Präsidenten Abdullah Gül zum Auftakt seines dreitägigen Staatsbesuches in Deutschland durcheinandergebracht. Unmittelbar vor einer geplanten Rede des Staatschefs in der Humboldt-Universität ließ die Polizei den Saal am Montag räumen.

Ein Polizeisprecher sagte am Abend in Berlin, vor dem geplanten Auftritt Güls sei telefonisch eine Drohung eingegangen, „die von uns als ernstzunehmend eingestuft wurde“. Die Straße Unter den Linden wurde weiträumig um das Universitätsgebäude abgesperrt.

Später hielt Gül seine Ansprache in einem anderen Raum. Darin äußerte der Präsident Kritik an der deutschen Visapflicht für Türken und am Einwandererrecht.

Auf dem anschließenden Festbankett im Schloss Bellevue erinnerte Bundespräsident Christian Wulff an den 50. Jahrestag des Anwerbeabkommens zwischen Deutschland und der Türkei. Unzählige Menschen aus der Türkei seien seitdem „mit Fleiß und Talent“ nach Deutschland gekommen. „Wir sind froh darüber, denn sie bereichern unser Land und die Beziehungen zwischen unseren Ländern.“

Der friedvolle Dialog zwischen Menschen unterschiedlicher Weltanschauungen sei besonders wichtig. „Je mehr wir übereinander wissen, umso weniger erliegen wir Vorurteilen.“

Der türkische Präsident bekräftigte auch den Wunsch nach einem EU-Beitritt seines Landes. Die Formulierung „strategische Partnerschaft“, die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) der Türkei angeboten hat, lehnte Gül ab. Die Türkei müsse die Chance erhalten, die ins Stocken geratenen Verhandlungen mit der EU erfolgreich abzuschließen. Danach müssten die Mitgliedsländer und auch das türkische Volk entscheiden.

„Die Türkei muss sich anstrengen, Europa aber auch“, sagte Wulff. Er hob die gewachsene internationale Verantwortung der Türkei hervor. Die Türkei könne mit ihrer Verbindung von Pluralismus und Islam Vorbild sein für arabische Länder. dpa

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