Barack Obama sucht die Nähe zu Russland

Der US-Präsident setzt sich für eine enge Partnerschaft ein und provoziert Putin.

Moskau. Ob beim russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin oder vor Studenten in Moskau: US-Präsident Barack Obama betont seinen "enormen Respekt" vor Personen, Kultur und Geschichte der Gastgeber, verweist auf die Unvollkommenheit Amerikas.

US-Konservative lästern bereits über Obamas "Entschuldigungstour", sehen in seinem angeblichen "Kotau" vor der Welt keinen Sinn. Aber Obama möchte, wenngleich mit bedächtigen Worten, aber dennoch großem Sendungsbewusstsein, nicht nur den USA, sondern der ganzen Welt "Wandel" bringen.

Obama provozierte in Moskau offensichtlich auch Putin - nur so lässt sich erklären, dass im Nachhinein enge Obama-Berater davon sprachen, dass "Putin sehr offen in seiner Meinung" gewesen sei, dass es "Differenzen" auch über "harte Sicherheitsinteressen" gegeben habe. Putin scheint wenig erfreut gewesen zu sein, dass Obama auch in Moskau seine Botschaft einer neuen, auch politisch globalisierten Welt mitbrachte.

Das 21. Jahrhundert fordert - aus Obamas Sicht insbesondere von Moskau - den Verzicht auf nationale Eigenbrödeleien, weil schließlich auch Bedrohungen wie Atomwaffen und Terrorismus keine Grenzen und Blöcke kennen würden.

Dies war auch der Kern seiner "dritten großen Rede" im Ausland seit seinem Amtsantritt. In Prag hatte Obama im April die Vision einer atomwaffenfreien Welt entworfen. In Kairo reichte der US-Präsident Anfang Juni der islamischen Welt die Hand und schwor jedem Gedanken eines "Kampfs der Kulturen" ab.

In Moskau nun war es eine Botschaft der Zusammenarbeit der Großmächte gegen die wachsenden Gefahren in der Welt: Um gegen die drohende Zunahme der Atommächte vorzugehen, um die Weltwirtschaftskrise zu meistern oder um der Klimaerwärmung zu begegnen brauche es mehr Kooperation, dürfe es kein Gerangel "um Einflusssphären" und altes "Blockdenken" geben. "Es ist die Sichtweise des 20. Jahrhunderts, dass die USA und Russland Gegner sein müssen."

Der zweite Teil seiner Botschaft war, dass Menschenrechte und bürgerliche Rechte "universell" seien, dass Staaten, die das ignorierten, letztlich in der modernen Welt scheitern würden.

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