„Zeit“-Mitarbeiterin in China nach 9 Monaten freigelassen

Peking (dpa) - Die chinesische Journalistin und „Zeit“-Mitarbeiterin Zhang Miao ist wieder frei. Nach neun Monaten in Haft wurde die 40-Jährige am Donnerstagabend in Peking auf freien Fuß gesetzt, wie ihre Familie der Deutschen Presse-Agentur am Freitag bestätigte.

„Zeit“-Mitarbeiterin in China nach 9 Monaten freigelassen
Foto: dpa

„Es scheint ihr gut zu gehen“, sagte ihr Bruder. Die Behörden hätten sich zum Verzicht auf eine Anklage entschieden, berichtete die „Zeit“ unter Hinweis auf Zhangs Anwalt Zhou Shifeng, der am Freitag zunächst nicht für eine Bestätigung zu erreichen war.

Zhang war im Oktober in Peking auf dem Weg zu einer Dichterlesung zur Unterstützung der prodemokratischen Demonstrationen in Hongkong festgenommen worden. Der Journalistin wurde „Unruhestiftung“ vorgeworfen.

Ihr Anwalt hatte am Donnerstag zwar gemeinsam mit Zhang in ein Pekinger Hotel eingecheckt, wurde aber in der Nacht von Unbekannten aus seinem Zimmer geholt, wie Zhangs Bruder berichtete. In der Vergangenheit war es immer wieder vorgekommen, dass Anwälte festgehalten wurden, damit sie keine öffentlichen Erklärungen abgeben.

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) begrüßte die Freilassung Zhangs. Bei seinem China-Besuch sagte Maas der Deutschen Presse-Agentur, die Bundesregierung freue sich, dass die chinesische Journalistin endlich frei sei. „Das zeigt: Wir dürfen nicht aufhören, solche Fälle zu thematisieren.“

Der Minister, der diese Woche an einem deutsch-chinesischen Rechtssymposium in Peking teilgenommen und politische Gespräche geführt hatte, fügte hinzu: „Wir müssen den Druck in Menschenrechtsfragen aufrechterhalten.“ Dafür brauche es einen funktionierenden Dialog mit China.

Auch die deutsche Botschaft in Peking begrüßte die Freilassung Zhangs: „Wir sind erleichtert, dass es endlich zur Haftentlassung gekommen ist.“ Die Bundesregierung habe sich „wiederholt und auf verschiedenen Ebenen für ihre Freilassung eingesetzt“.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) beklagte angesichts des Schicksals der Journalistin anhaltende Verfolgung. „Die Freiräume für eine kritische Berichterstattung nehmen auch aufgrund neuer Sicherheitsgesetze und Verschärfungen der Internetzensur weiter ab“, sagte GfbV-Experte Ulrich Delius.

Nach Zhangs Festnahme war auch die „Zeit“-Korrespondentin Angela Köckritz, mit der Zhang zusammengearbeitet hatte, mehrmals von der Polizei verhört und mit Konsequenzen bedroht worden. In einem aufsehenerregenden Artikel vom Januar dokumentierte die deutsche Journalistin, die China inzwischen verlassen hat, die Vorfälle.

Laut Amnesty International wurden im vergangen Herbst etwa 100 Aktivisten in ganz China verhaftet, weil sie die „Regenschirm-Revolution“ genannten Proteste in Hongkong unterstützt hatten.

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