Zehn Tote bei Taliban-Angriff auf spanische Botschaft in Kabul

Kabul (dpa) - Beim Angriff eines Taliban-Selbstmordkommandos auf die spanische Botschaft im Zentrum der afghanischen Hauptstadt Kabul sind mindestens zehn Menschen getötet worden.

Zehn Tote bei Taliban-Angriff auf spanische Botschaft in Kabul
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Der Sprecher der Kabuler Polizei, Basir Mudschahid, sagte am Samstag, zwei Spanier, vier afghanische Polizisten und alle vier Angreifer seien ums Leben gekommen. Neun Zivilisten und ein Polizist seien verletzt worden. Nach Angaben der Regierung in Madrid handelte es sich bei den beiden getöteten Spaniern um Polizisten, die die Botschaft beschützten.

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Die Spezialkräfte der afghanischen Armee und Polizei brauchten fast zwölf Stunden, um den Angriff der Taliban im schwer gesicherten Botschaftsviertel niederzuschlagen. Vier Islamisten gegen Dutzende schwer bewaffnete Polizisten, Schusswechsel und Serien lauter Einschläge von Panzerfäusten bis in den frühen Morgen - der Anschlag im Herzen der Hauptstadt wirft ein Schlaglicht auf die Fähigkeiten der Extremisten, den afghanischen Staat und die internationale Gemeinschaft anzugreifen.

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Am Freitagabend gegen 18.00 Uhr (Ortszeit) hatte ein Selbstmordattentäter im Stadtviertel Scherpur zunächst eine Autobombe gezündet. Dann waren drei Extremisten auf das Gelände der spanischen Botschaft eingedrungen, wie die spanische Regierung bestätigte. Bis 5.30 Uhr am Morgen dauerten die Gefechte an. Das afghanische Innenministerium teilte mit, die Krisenreaktionseinheit der Polizei habe „zwölf Gäste“ gerettet.

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Es war schon der zweite große Anschlag der Taliban in dieser Woche. Am Dienstag und Mittwoch hatten sie den Flughafen in der südafghanischen Provinzhauptstadt Kandahar überfallen. 61 Menschen starben, darunter die elf Angreifer. Am Mittwoch hatten sie außerdem einen Distrikt in der Provinz Helmand unter ihre Kontrolle gebracht.

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Was die neue Welle der Gewalt bedeutet, wurde am Samstag in Afghanistan heiß diskutiert. Sie sei kein gutes Zeichen für die Friedensgespräche mit den Islamisten, die der afghanische Präsident Aschraf Ghani wiederbeleben will, sagen viele Kommentatoren.

Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid machte in einer Twitter-Nachricht auch klar: „Unsere Kämpfer zerstören den Feind und erobern Gelände im ganzen Land.“ Zu erwarten, dass sie aufgäben, sei nichts anderes als „Dummheit“.

Aber es gibt auch Gegenargumente. Man müsse die zersplitterte Natur der Bewegung sehen, sagt der afghanische Sicherheitsexperte Dschawed Kohistani. Dass die einen kämpften, heiße nicht, dass andere nicht zu Verhandlungen bereit seien.

Der deutsche Talibanexperte Thomas Ruttig vom Afghanistan Analysts Network sagt: “Krieg führen und verhandeln schließt sich nicht aus.“ Er weist darauf hin, dass der neue Talibanchef Mullah Achtar Mansur ja erst kürzlich den verwaisten Direktor-Posten des Taliban-Verbindungsbüros in Doha neu besetzt hat. Das Büro war gegründet worden, um Verhandlungen zu ermöglichen.

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