Terror in Großbritannien Weitere Festnahmen nach Anschlägen in London und Manchester

Manchester (dpa) - Nach den Terroranschlägen in Manchester und London haben britische Sicherheitskräfte weitere Verdächtige festgenommen. Drei Terrorverdächtige wurden in Ost-London festgenommen. Die Festnahmen stünden aber nicht in Verbindung mit den Anschlägen auf der London Bridge und am nahe gelegenen Borough Market, teilte die Polizei am Morgen mit.

Terror in Großbritannien: Weitere Festnahmen nach Anschlägen in London und Manchester
Foto: dpa

Zwei von ihnen stünden im Verdacht, Terrorakte vorbereitet zu haben, bei dem dritten gehe es um Drogenbesitz und Drogenhandel. Bei den Verdächtigen handle es sich um drei Männer im Alter von 33, 34 und 37 Jahren. Die Wohnungen, in denen sie festgenommen worden seien, würden noch durchsucht.

Kurz zuvor hatte die Polizei in Manchester via Twitter über die Festnahme eines 20-Jährigen informiert. Der Mann habe sich im Zusammenhang mit dem Anschlag vom 22. Mai selbst den Behörden gestellt, hieß es. Damit wurden bereits 21 Verdächtige im Zusammenhang mit den Ermittlungen festgenommen, die meisten sind inzwischen aber wieder auf freiem Fuß.

In Manchester hatte ein Selbstmordattentäter nach einem Konzert der US-Sängerin Ariana Grande 22 Menschen mit in den Tod gerissen, darunter Kinder. Bei den Attacken auf der London Bridge und direkt danach am Borough Market töteten drei Terroristen am Samstag acht Menschen, bevor sie von der Polizei erschossen wurden. Bei beiden Anschlägen wurden zudem Dutzende Menschen verletzt.

Am Donnerstag wählen die Briten ein neues Parlament. Die ohnehin strengen Sicherheitsvorkehrungen wurden wegen der Abstimmung noch einmal verschärft.

Alle drei Attentäter des Londoner Terroranschlags waren Berichten zufolge den Behörden bekannt. Die italienische Polizei bestätigte, sie hätten die britischen Geheimdienste über Joussef Zaghba informiert. Schon zuvor hatte sich herausgestellt, dass auch die anderen beiden Angreifer von der London Bridge zeitweise auf dem Radar der Behörden gewesen waren.

Der 22-jährige Zaghba, ein Italiener marokkanischer Herkunft, war demnach im März 2016 auf dem Flughafen von Bologna festgenommen worden. Die italienischen Behörden sahen aber nicht genügend Beweise, um ihn wegen Terrorismus belangen zu können.

Vielmehr habe Zaghba am Flughafen Verdacht geschürt, weil er lediglich mit einem Rucksack nach Istanbul reisen wollte und sich merkwürdig verhalten habe, sagte Staatsanwalt Giuseppe Amato dem Radiosender Radio 24. So soll er dem kontrollierenden Beamten zunächst gesagt haben, er wolle ein Terrorist werden, er habe sich dann aber korrigiert.

Zaghba wurde anschließend wieder freigelassen. Die britischen Geheimdienste seien aber informiert worden, dass er potenziell gefährlich sein könnte, sagte Amato weiter. In Italien sei er zudem „immer überwacht“ worden. Auch die anderen beiden Täter sollen keine unbeschriebenen Blätter gewesen sein.

Italiens Polizeichef Franco Gabrielli sieht keinen Grund für Vorwürfe an die Geheimdienste seines Landes. Italien habe ein „reines“ Gewissen, zitierte die Nachrichtenagentur ANSA Gabrielli während einer Veranstaltung auf der Insel Lampedusa. Er wolle zudem keinen Streit mit britischen Amtskollegen lostreten, fügte er hinzu.

Ein weiterer London-Attentäter, Khuram Shazad Butt (27), ein in Pakistan geborener Brite, hatte seine Gesinnung nicht verborgen und sogar in einer TV-Dokumentation mit einer Fahne der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) posiert. Er war der Polizei und dem Inlandsgeheimdienst MI5 bekannt. Trotz seiner radikalen Ansichten arbeitete er 2016 mehrere Monate für die Londoner U-Bahn. Die Sicherheitskräfte stuften ihn als nachrangig ein.

Rachid Redouane (30), ein Marokkaner, der sich auch als Libyer ausgegeben hat, soll Berichten zufolge in Großbritannien Asyl gesucht haben. Sein Antrag sei aber 2009 abgelehnt worden. Sicherheitskreise in Irland bestätigten, er habe 2012 in Dublin eine Britin geheiratet und sich damit das Bleiberecht für Großbritannien gesichert. Die Polizei sagte, er sei den Behörden „nicht bekannt“ gewesen.

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