Meinung Warum Ikea erstaunlich unsozial ist

Das Möbelhaus Ikea ist seit Jahrzehnten kein schwedisches Unternehmen mehr. Es schiebt Gewinne in Europa so lange hin und her, bis so gut wie keine Steuern mehr fällig werden - ein Kommentar von WZ-Redakteur Rolf Eckers.

 Das Ikea-Image ist meist positiv: familienfreundlich, jugendlich, nicht spießig, irgendwie anders.

Das Ikea-Image ist meist positiv: familienfreundlich, jugendlich, nicht spießig, irgendwie anders.

Foto: Peter Gercke

Der Name Ikea steht für eine Erfolgsgeschichte aus Schweden, deren entscheidende Kapitel vom jetzt gestorbenen Firmengründer Ingvar Kamprad stammen. Er hatte in den 1950er Jahren die geniale Idee, Schränke, Tische und Regale als Bausätze zu verkaufen. Inzwischen funktioniert das Prinzip in mehr als 40 Ländern, wobei Deutschland zum wichtigsten Markt avancierte.

Meinung: Warum Ikea erstaunlich unsozial ist
Foto: Sergej Lepke

Das Ikea-Image ist verblüffend positiv: familienfreundlich, jugendlich, nicht spießig, irgendwie anders. Dass die Kunden ihre Billy-Regale selbst zusammenschrauben müssen, gilt nicht als Makel, sondern ist Kult. Verkauft werden nicht nur Möbel, sondern auch skandinavische Lebensart. „Wohnst du noch, oder lebst du schon?“ — so lautet der Werbespruch dazu.

Das Kontrastprogramm zu dieser sympatischen Welt bildet die fehlende Verantwortung des Konzerns gegenüber der Allgemeinheit. Um Steuern zu sparen, wandelte Kamprad seine Firma schon 1982 in eine Stiftung mit Sitz in den Niederlanden um. Der Konzern spaltet sich inzwischen in viele Firmen auf, die in Liechtenstein, Luxemburg, Schweden und den Niederlanden registriert sind. Das etwas andere Möbelhaus ist seit Jahrzehnten kein schwedisches Unternehmen mehr. Es geht immer darum, die Gewinne in Europa so lange hin- und herzuschieben, bis so gut wie keine Steuern mehr fällig werden.

Die Steuerreform des US-Präsidenten Donald Trump wird den Wettbewerb um die niedrigste Belastung für Unternehmen weiter anheizen. Schon jetzt wetteifern in Europa die Niederlande mit Irland und Malta um die besten Konditionen für die Konzerne. Denn die Kundschaft ist verwöhnt: Apple, Nike oder eben Ikea — ihnen stehen die Türen überall offen, sie lassen sich dort nieder, wo es sich am meisten lohnt.

Noch sprudeln die Steuereinnahmen, weil die Konjunktur bestens läuft. Das wird nicht so bleiben. Der Staat kann seine Aufgaben nur erfüllen, wenn auch Ikea & Co. ihren Beitrag leisten. Dafür muss die Politik den Rahmen setzen.

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