Wahl in Frankreich: Präsident Sarkozy steigt in den Ring

Frankreichs Präsident kündigt offiziell seine Kandidatur für die Wahl an.

Paris. „Danke an alle, die mich unterstützen werden. NS“. So endet der digitale Zweizeiler, mit dem Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy am Mittwoch offiziell seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2012 erklärt: in einem um 8.14 Uhr abgesetzten „Tweet“ auf „Twitter“.

Zwölf Stunden später wendet sich der Staatschef erneut ans Volk: diesmal klassisch per Interview in den 20-Uhr-Nachrichten. Morgens Internet, abends Fernsehen: Die „Sarko-Show 2.0“ hat begonnen.

Wie Eingeweihte aus dem Elysée kolportieren, hätte „Monsieur Le Président“ die Bekanntgabe am liebsten noch länger hinausgezögert — so wie einst François Mitterrand, der 1988 erst dreißig Tage vor dem Wahltermin leise „Oui“ zu einer erneuten Kandidatur sagte.

Französische Präsidenten sind eben Könige auf Zeit und deshalb geben sie lieber den noblen Staatsmann, der gütig über den Dingen steht, als den kläffenden, polternden Wahlkämpfer.

Bei der „Présidentielle 2012“ ticken die Uhren anders. Weil der sozialistische Herausforderer François Hollande sämtliche Meinungsumfragen mit Abstand (58:42 Prozent) anführt, hat Nicolas Sarkozy keine Zeit mehr zu verlieren: Also runter vom bequemen Thron im Elyséepalast und rein ins Schlachtengetümmel.

Vor fünf Jahren, im Wahlkampf 2007, da erlebte Frankreich einen charismatischen Nicolas Sarkozy in Höchstform. Den Magier, der den Franzosen nach Jahren des Stillstands die „Rupture“ versprach: den Bruch mit der bleiernen Zeit der Epoche Chirac-Mitterrand und zugleich den Aufbruch in ein reformiertes, modernes Frankreich.

Die Belohnung: „Super-Sarko“ fuhr einen klaren Sieg ein. Wird dem Haudegen solch ein Kunststück erneut gelingen? An den äußeren Voraussetzungen dürfte es nicht scheitern: Sarkozys PR-Maschinerie, die nichts dem Zufall überlässt, läuft auf Hochtouren.

Und dennoch: Die „Sarko-Show 2.0“ steht unter ungünstigen Vorzeichen. Vor allem die dürftige Fünfjahresbilanz drückt auf die Stimmung. Zu den herbsten Rückschlägen zählte unlängst der Verlust der Top-Bonität, der aus hohen Staatsschulden, mangelnder Wettbewerbsfähigkeit und einem hoffnungslos überteuerten Sozialsystem resultiert.

Erschwerend kommt hinzu: Die Franzosen finden den Typen Sarkozy schlichtweg unsympathisch. Abgesehen von dieser schon seit Jahren grassierenden Abneigung wird angesichts der verwirrenden Wandlungsfähigkeit zusehends schleierhafter, für welche Vision der Präsident eigentlich steht.

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