USA eröffnen Botschaft in Havanna nach mehr als 54 Jahren

Havanna (dpa) - Erstmals seit 1961 weht wieder eine Flagge an einer US-Botschaft im sozialistischen Kuba. Nach der Normalisierung der bilateralen Beziehungen Mitte Juli eröffnete Washington am Freitag offiziell seine Vertretung in Havanna.

John Kerry reiste dafür als erster amerikanischer Chefdiplomat in 70 Jahren extra in die karibische Hauptstadt. Das Sternenbanner wurde bei einer feierlichen Zeremonie im Außenhof der US-Botschaft gehisst. Nach der offiziellen Feier fand Kerry auch die Zeit für ein Treffen mit Regimegegnern.

Hunderte geladene Gäste und Schaulustige verfolgten am Vormittag das Geschehen vor Havannas Uferpromenade Malecón. „Das Ziel all dieser Veränderungen ist, den Kubanern zu helfen, sich mit der Welt zu verbinden und ihre Leben zu verbessern“, sagte Kerry, der sich auch auf Spanisch direkt an die Kubaner richtete.

„Habt keine Angst“, sagte er vor der blauen Meereskulisse in Havanna. Zugleich mahnte er wegen Menschenrechtsverstößen. Washington werde die kubanische Regierung weiterhin dazu drängen, ihre Verpflichtungen aus internationalen Verträgen einzuhalten.

Beide Länder hatten erst am 20. Juli ihre Beziehungen normalisiert. Diese waren im Januar 1961 auf einem Höhepunkt des Kalten Krieges zwischen West und Ost abgebrochen worden. Kuba eröffnete bereits vor drei Wochen seine Botschaft in Washington.

Nach dem Hissen der Flagge kam Kerry mit seinem kubanischen Amtskollegen Bruno Rodríguez zu Beratungen zusammen. „Selbstverständlich haben wir Differenzen“, sagte Rodríguez auf einer anschließenden gemeinsamen Pressekonferenz. Freundlich im Ton aber hart in der Sache erinnerte er an Kubas Forderungen wie das Ende des US-Wirtschaftsembargos und die Rückgabe der Militärbasis von Guantánamo Bay im Südosten der Insel.

Am Nachmittag traf Kerry Regimekritiker bei einem privaten Empfang. Die US-Seite hatte sie wohl aus Rücksicht auf die Castro-Regierung zum festlichen Akt in der Botschaft nicht eingeladen. In den USA hatten Kritiker zuvor gefordert, dass Oppositionelle gerade als klares Signal für die Menschenrechte in dem Karibikstaat zur Botschaftseröffnung eingeladen werden sollten.

Unter anderem der Bewerber um die republikanische Präsidentenkandidatur, Jeb Bush, erteilte dem Schritt der US-Regierung danach eine klare Absage. „Die US-Politik hat sich gewandelt, Kuba nicht“, sagte er.

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