UN: Mehr als 18 800 Zivilisten seit 2014 im Irak getötet

Genf (dpa) - Seit Anfang 2014 sind nach Angaben der Vereinten Nationen im Irak-Konflikt mindestens 18 800 Zivilisten getötet worden.

UN: Mehr als 18 800 Zivilisten seit 2014 im Irak getötet
Foto: dpa

Ein vom UN-Hochkommissar für Menschenrechte in Genf und der UN-Unterstützungsmission für den Irak veröffentlichten Bericht macht die Extremisten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für viele der Tötungen verantwortlich.

Der IS verbreite systematisch Terror. So würden etwa Menschen öffentlich hingerichtet: Geköpft, von Bulldozern überfahren, bei lebendigem Leib verbrannt oder von den Dächern von Gebäuden geworfen. „Diese Taten könnten, in einigen Fällen, Kriegsverbrechen darstellen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und möglicherweise Völkermord“, heißt es in dem Bericht.

In dem Konflikt zwischen Regierungstruppen, kurdischen Einheiten und dem IS verfolgt die Terrormiliz nach Informationen der UN-Experten gezielt Zivilisten wie etwa Regierungsmitarbeiter, Ärzte oder Journalisten. Der IS habe auch im Juni in Mossul bis zu 900 Kinder entführt. Diese würden religiösem und militärischem Training unterworfen. Zudem missbrauche der IS Frauen und Kinder als Sexsklaven.

Auch irakische Sicherheitskräfte, alliierte Milizen und kurdische Peschmerga-Einheiten hätten Zivilisten entführt oder getötet, so die UN. Der Bericht zeige das Leid der Zivilisten im Irak auf, sagte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein. „Er zeigt deutlich, welchen Dingen irakische Flüchtlinge zu entkommen versuchen, wenn sie nach Europa und in andere Regionen fliehen.“ Neben den Tausenden Gewaltopfern seien auch zahllose Menschen durch Mangel an Wasser, Nahrung oder medizinischer Versorgung ums Leben gekommen, fügte er hinzu.

36 200 Zivilisten wurden in diesem Zeitraum verletzt, heißt es in dem Bericht weiter. Zudem waren zwischen Januar 2014 und Oktober 2015 mehr als 3,2 Millionen Menschen in ihrem eigenen Land auf der Flucht.

Aus Protest gegen konfessionelle Gewalt boykottierten Iraks sunnitische Parteien am Dienstag Sitzungen des Parlaments und des Kabinetts. Damit wollten sie gegen Ereignisse in der Stadt Al-Mukdadija demonstrieren. Dort waren bei Anschlägen mindestens 25 Menschen getötet worden. Außerdem gab es in sechs sunnitischen Moscheen Explosionen, denen eine Welle der Gewalt folgte. Sunniten machen dafür schiitische Milizen verantwortlich, die an der Seite der Regierung vor allem gegen den IS kämpfen.

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