Offensive gegen kurdische YPG : Türkische Armee erobert syrische Kurden-Stadt Afrin
Istanbul (dpa) - Knapp zwei Monate nach dem Beginn der Militäroffensive in Nordwestsyrien haben die türkische Armee und verbündete Rebellen die umkämpfte kurdische Stadt Afrin eingenommen.
Das Stadtzentrum sei seit 08.30 Uhr Ortszeit „vollkommen“ von türkischen Einheiten eingenommen, sagte der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan bei einer Rede anlässlich des „Tags der Märtyrer“ im westtürkischen Canakkale. Die türkische Fahne und die der verbündeten Freien Syrischen Armee (FSA) wehten nun in Afrin.
Auch die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte die Einnahme des Stadtzentrums. Es habe am Sonntag aber noch Kämpfe mit einigen kurdischen Einheiten in der Stadt gegeben, die vereinzelt Widerstand leisteten. Die Menschenrechtler sitzen in London, stützen sich aber auf ein Netzwerk von Informanten in Syrien. Ihre Angaben haben sich als zuverlässig erwiesen.
Ein Sprecher der FSA-Rebellen sagte der Deutschen Presse-Agentur, seine Einheiten kontrollierten nun 97 Prozent von Afrin. Ein Sprecher der kurdisch geführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) dagegen räumte keine Niederlage ein und rief zum Widerstand auf. Im Konflikt mit der Türkei sei man lediglich in eine „neue Phase“ des Guerilla-Krieges getreten, hieß es in einer Erklärung. Direkte Konfrontationen werde man vermeiden.
Die türkischen Streitkräfte teilten mit, das Gebiet werde nun von Minen und Sprengsätzen gesäubert. Auf von der Armee verbreiteten Bildern waren mit türkischen Fahnen geschmückte Panzer zu sehen, die demnach durch die Straßen Afrins rollten.
Die Türkei hatte den Militäreinsatz gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordwestsyrien am 20. Januar begonnen. Sie sieht die YPG wegen ihrer engen Verbindungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK als Terrororganisation und begründet den Einsatz mit Selbstverteidigung. Die PKK steht in der Türkei, Europa und den USA auf der Terrorliste. Die YPG dagegen ist wichtiger Partner der USA im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). In Deutschland hatten Bundestagsabgeordnete mehrerer Parteien den türkischen Einsatz als völkerrechtswidrig verurteilt.