Rüdiger Frank, Universität Wien, zum Treffen Trump-Kim „Trump macht sich Hoffnung auf den Friedensnobelpreis“

Der Direktor des Instituts für Ostasienwissenschaften an der Universität Wien, Rüdiger Frank, rechnet mit substanziellen Ergebnissen. beim Treffen von Donald Trump und Nordkoreas Diktator Kim Jong Un.

 US-Präsident Trump trifft sich am 27. und 28. Februar in Hanoi mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim.

US-Präsident Trump trifft sich am 27. und 28. Februar in Hanoi mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim.

Foto: dpa/Christopher Jue

Nach ihrem Gipfeltreffen im vergangenen Jahr in Singapur kommen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Diktator Kim Jong Un an diesem Mittwoch in Hanoi erneut zusammen, um über die atomare Abrüstung zu reden. Der Direktor des Instituts für Ostasienwissenschaften an der Universität Wien, Rüdiger Frank, rechnet mit substanziellen Ergebnissen.

Herr Frank, wird der Gipfel mehr als ein nur ein Austausch freundlicher Gesten werden?

Rüdiger Frank: Es muss mehr werden. In Singapur war es noch wichtig, dass man sich überhaupt getroffen hatte. Damals kam es weniger auf die Resultate an. Das ist jetzt anders. Es gibt einen enormen Druck auf Donald Trump, dem man daheim vorwirft, dass er nur auf schöne Bilder mit Kim aus ist. Und nicht zu vergessen: Trump macht sich Hoffnung auf den Friedensnobelpreis. Also muss substanziell etwas passieren.

 Rüdiger Frank, Universität Wien.

Rüdiger Frank, Universität Wien.

Foto: Privat

In Singapur hatte sich Kim zu einer „Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel“ bereit erklärt. War das nur Bluff?

Frank: Diese nebulöse Absichtserklärung war immer noch besser, als weiter mit dem atomaren Feuer zu spielen. Es waren allerdings keine konkreten Schritte für eine atomare Abrüstung vereinbart. Daher gab es auch nichts, was Kim genau hätte einhalten oder nicht einhalten können.

Was ist jetzt konkret vorstellbar?

Frank: Zunächst einmal muss klar sein, dass wir es mit einem sehr langwierigen Prozess zu tun haben. Das ist vergleichbar mit dem Hunger in der Welt, dessen Ende man für geboten hält, von dem man aber weiß, dass das nicht in drei oder fünf Jahren passieren wird. Der wichtigste Schritt ist die Normalisierung der Beziehungen zwischen Nordkorea und den USA. Das beinhaltet die formale Anerkennung des Endes des Koreakrieges. Dies könnte in Hanoi passieren. Viel komplizierter ist dann ein völkerrechtlicher Friedenvertrag, in dem es um Schuldfragen und Reparationen geht.

Und was ist mit den Atomwaffen?

Frank: Sollte es darum gehen, dass Kim seine Atomwaffen komplett aufgeben muss, dann wird gar nichts passieren. Denn das ist seine Lebensversicherung. Möglich ist aber, das Atomprogramm einzufrieren, also keine neuen Waffen mehr zu bauen. Hier kann sich Kim bereit erklären, keine neuen Tests mehr abzuhalten, auch nicht bei Interkontinentalraketen. Das ist auch machbar, denn das Ziel der Abschreckung hat Kim erreicht. Und es geht darum, Inspektionen zuzulassen. Auch wenn das den USA nicht schmeckt – letztlich geht es darum, Nordkorea als Atommacht anzuerkennen.

Welche Druckmittel haben die USA gegen Nordkorea in der Hand?

Frank: Als Anreiz den Abbau der Sanktionen, aber auch Investitionsangebote, die Nordkorea dringend für seine Infrastruktur braucht.

(vet)
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