Trotz neuer Angriffe: Paris plant schon Abzug aus Mali

Bamako/Paris (dpa) - Die Dschihadisten im Norden Malis setzen offenkundig auf einen Guerilla-Krieg. Für die Franzosen scheinen die Angriffe der vergangenen Tage aber nur ein verzweifeltes letztes Aufbäumen zu sein.

Präsident François Hollande will im März die ersten Soldaten abziehen.

Voraussetzung sei, dass der Einsatz weiter nach Plan verlaufe, sagte Regierungssprecherin Najat Vallaud-Belkacem. Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian hatte die bisherige französische Intervention kurz zuvor als Erfolg bezeichnete und erstmals eine offizielle Schätzung über die Opferzahlen des Gegners abgegeben. Demnach wurden seit Einsatzbeginn am 11. Januar „mehrere Hundert“ Aufständische getötet. Auf französischer Seite kam bislang erst ein Soldat ums Leben. Zudem habe es einige Verwundete gegeben, deren Verletzungen aber relativ leicht seien, sagte Le Drian.

Die Pläne für den Abzug der ersten Einheiten erklärte der Minister mit Eintreffen von Unterstützungstruppen aus anderen afrikanischen Ländern. Bereits jetzt seien neben den 4000 französischen Soldaten 4000 afrikanische im Einsatz.

Le Drian musste allerdings zugeben, dass sich zuletzt eine Guerilla-Taktik der Aufständischen mit verstärktem Widerstand abzeichnete. Seitdem Soldaten in der Umgebung der befreiten Städte mit Patrouillen begonnen hätten, gebe es Zusammenstöße mit kampfbereiten Dschihadisten-Gruppen, sagte er am Mittwoch in einem Radiointerview. In der Region Gao hätten Aufständische am Vortag Raketengeschosse abgefeuert.

Nach Angaben eines malischen Militärsprechers war es am Mittwoch zunächst wieder ruhig in dem Gebiet. „Den ganzen Dienstag und vergangene Nacht waren Flugzeuge unterwegs, um die Rebellen aufzuspüren“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa am Telefon. Ein Armeeoffizier berichtete zudem von Verhandlungen zwischen der Tuareg-Bewegung MNLA und Islamisten, die sieben französische Geiseln in der Gebirgsregion bei Kidal gefangen halten sollen. „Frankreich und die MNLA haben einen Pakt geschlossen, der auf gegenseitigen Interessen beruht“, sagte er. „Ich denke, Frankreich tut das, um seine sieben Landsleute zu lokalisieren.“

Die Meinungen der islamischen Staaten zum französischen Militäreinsatz gehen unterdessen weit auseinander. Während eines Gipfels der Organisation für islamische Kooperation (OIC) in Kairo lobte am Mittwoch der Präsident des Senegal, Macky Sall, die Intervention. Mehrere arabische Staaten, darunter das von Islamisten regierte Ägypten, hatten den französischen Militäreinsatz in dem westafrikanischen Wüstenstaat zuvor scharf kritisiert.

Deutschland hatte zuletzt eine deutliche Aufstockung der Militärhilfe für Mali zugesagt. Neben Transport- und Tankflugzeugen sowie Militärausbildern sollen nun auch 40 Sanitäter in das westafrikanische Krisenland geschickt werden. Die Zahl der deutschen Soldaten im Mali-Einsatz wird damit auf mehr als 150 anwachsen. Darunter sind nach einer Einigung vom Dienstag auch 40 Pioniere, die sich an einer EU-Ausbildungsmission mit insgesamt 500 Soldaten beteiligen sollen. Nur ein deutscher Kampfeinsatz gegen islamistische Rebellen im Norden Malis ist weiterhin tabu.

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