Terrorismus-Anklage für norwegischen Massenmörder Breivik

Oslo (dpa) - Wegen Terrorismus und vorsätzlichen Mordes muss sich Massenmörder Anders Behring Breivik ab Mitte April vor Gericht verantworten. Die Staatsanwälte erhoben am Mittwoch offiziell Anklage gegen den 33 Jahre alten Norweger, der für den Tod von 77 Menschen verantwortlich gemacht wird.

Am 22. Juli 2011 soll er eine Bombe im Osloer Regierungsviertel gezündet und anschließend gezielt Jugendliche in einem Feriencamp auf der Insel Utoya erschossen haben. 77 Menschen starben, Hunderte wurden verletzt.

Der Täter wollte Angst in der Bevölkerung verbreiten, daher seien beide Verbrechen als Terrorakte zu werten, sagten die Staatsanwälte Inga Bejer Engh und Svein Holden. „Der Angeklagte hat ein sehr ernstes Verbrechen in einem noch nie dagewesenen Ausmaß in der heutigen Zeit in unserem Land begangen“, heißt es in der Anklageschrift. Die Anwälte wollen die Höchststrafe von 21 Jahren Haft fordern. Die Hauptverhandlung soll am 16. April beginnen.

Die veröffentlichte Anklageschrift nennt alle 77 Todesopfer und 40 weitere Menschen, die bei dem Anschlag mit einer selbstgebauten 950-Kilo-Bombe oder durch Schüsse schwer verletzt wurden. Rund alle rund 600 bis 800 Betroffenen des Verbrechens zu nennen, hätte jedoch einen „sehr langen Prozess“ verursachen können - deswegen habe man darauf verzichtet, erklärten die Anwälte.

Nach Angaben seiner Anwälte reagierte Breivik, der seine Tat gestanden hatte, ruhig, als ihm die Anklageschrift vorgelesen wurde. Bei Anhörungen in Februar hatte sich Breivik nicht schuldig bekannt. Er gab an, er habe aus Selbstverteidigung gehandelt und habe die Regierung für ihre Einwanderungspolitik bestrafen wollen.

Ein erstes psychiatrisches Gutachten hatte Breivik für unzurechnungsfähig erklärt. Nach dem Willen der Osloer Richter soll der Geisteszustand des Attentäters nun ein zweites Mal untersucht werden.

Breiviks Anwalt, Geir Lippestad, teilte mit, Breivik sei „sehr enttäuscht“ über die Möglichkeit, für unzurechnungsfähig erklärt zu werden. „Er will zu einer Gefängnisstrafe verurteilt werden, weil er sich als verantwortlich betrachtet.“

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