Syrien: Kommando tötet drei Frauen

Damaskus/Kairo (dpa) - Syrische Truppen haben bei ihrem Einmarsch mit Infanterie und Panzern in die nördliche Küstenstadt Banias drei demonstrierende Frauen erschossen.

Die Opfer hatten nach Angaben der Opposition auf einer Fernstraße vor den Toren der Stadt öffentlich die Freilassung ihrer inhaftierten Angehörigen gefordert. Fünf weitere Demonstranten erlitten Verletzungen, berichteten Aktivisten am Samstag. Banias ist nach der südlichen Stadt Daraa die zweite Rebellen-Hochburg, in die das Militär einrückte. Insgesamt starben seit Mitte März rund 600 Menschen durch die Gewalt des Regimes.

Die Opposition legte erstmals nach Ausbruch der Proteste gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad vor sieben Wochen einen Forderungskatalog vor. Darin werden ein Ende der Gewalt gegen die Demonstranten verlangt, politische Freiheit und demokratische Wahlen innerhalb von sechs Monaten, nicht aber der sofortige Rücktritt Assads. Ihre Forderungen veröffentlichten die Oppositionellen auf der Facebook-Seite „Syrian Revolution 2011“, die mangels einer freien Presse im Land als maßgebendes Medium der Demokratiebewegung dient.

„Die Lösung ist einfach“, hieß es in dem an Assad gerichteten Facebook-Eintrag vom Samstag. „Hören Sie auf, auf die Demonstranten zu schießen, erlauben Sie friedliche Demonstrationen, entfernen Sie alle Bilder von sich und Ihrem Vater, lassen Sie alle politischen Gefangenen frei und erlauben Sie politischen Pluralismus und freie Wahlen innerhalb von sechs Monaten.“

Assad könnte „zum Stolz des gegenwärtigen Syrien“ werden, wenn er das Land von der Diktatur in die Demokratie führe. „Die Syrer wären Ihnen dankbar dafür, und es kann getan werden“, schloss der Aufruf. Die Kritik an den Bildern bezieht sich auf den allgegenwärtigen Personenkult, den das Regime um Assad und seinen Vater Hafis betreibt. Assad junior hatte den im Jahr 2000 gestorbenen Langzeit-Herrscher im Amt beerbt.

In Banias kappten die Behörden parallel zum Truppenaufmarsch die Stromversorgung sowie die Telefon- und Internet-Verbindungen. Die Geschäfte hätten geschlossen, die Bewohner wagten sich nicht aus ihren Häusern, sagte ein Augenzeuge dem arabischen Nachrichtensender Al-Dschasira.

Die Militäraktionen dienen der Absicherung von Polizei- und Geheimdienstoperationen zur Verhaftung und Verschleppung von Regimegegnern und zur Unterdrückung von neuen Protesten. „Wir haben wirklich Angst, dass sich bei uns wiederholt, was in Daraa passiert ist“, sagte der Augenzeuge aus Banias.

Bei den landesweiten Kundgebungen am Freitag hatten die Sicherheitskräfte mindestens zwölf Demonstranten getötet. Auch fünf Angehörige der Armee und Polizei sollen am Rande von Homs bei einem Angriff von Bewaffneten ums Leben gekommen sein.

Als Reaktion auf die brutale Unterdrückung der Opposition verhängte die Europäische Union am Freitag Sanktionen gegen Vertraute aus dem Umfeld Assads, nicht aber gegen den syrischen Staatschef selbst. Auch die USA drohten der syrischen Führung mit weiteren Sanktionen.

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