Pragmatischer Multimillionär : Südafrikas neuer starker Mann: Cyril Ramaphosa
Johannesburg (dpa) - Cyril Ramaphosa ist nicht der Kandidat der Herzen. Er bewegt seine Anhänger in Südafrikas Regierungspartei ANC nicht zu Freudentränen. Aber die Mehrheit der Delegierten hat den nüchternen Multimillionär zum neuen Parteivorsitzenden gewählt.
Sie schätzen den 65-Jährigen als Manager und Macher. Darum geht es dem ANC: Der Parteivorsitzende wird 2019 wohl auch als Kandidat bei der Präsidentschaftswahl antreten. Mit Ramaphosa scheint trotz jüngsten Siegen der Opposition bei Kommunalwahlen in Großstädten ein ANC-Wahlsieg sicher. Bei der Abstimmung 2014 hatte sich der ANC rund 62 Prozent der Stimmen gesichert.
Ramaphosa setzte sich mit 2440 Delegiertenstimmen knapp gegen die Ex-Frau des gegenwärtigen Staatschefs Jacob Zuma durch, Nkosazana Dlamini-Zuma (2261 Stimmen). Die frühere Ministerin und Chefin der Kommission der Afrikanischen Union wäre Beobachtern zufolge ein Segen für die Opposition gewesen: Präsident Zuma ist wegen zahlreicher Korruptionsskandale inzwischen so unpopulär, dass die von ihm unterstützte Kandidatin von vielen Wählern 2019 wohl nur als Fortsetzung seiner Herrschaft gesehen worden wäre.
Ramaphosas Wahl ist für Südafrika eine der wichtigsten politischen Entscheidungen seit der Überwindung des rassistischen Apartheid-Regimes vor 23 Jahren. Mit Ramaphosa haben sich die Mitglieder des ANC (Afrikanischer Nationalkongress) Beobachtern zufolge gegen Zumas Vetternwirtschaft und für einen Neuanfang entschieden. Doch Ramaphosa ist seit 2014 Zumas Vizepräsident - er kann seine Hände also wohl nicht ganz in Unschuld waschen.
Ramaphosa stammt aus Soweto, dem größten Township Südafrikas im Südwesten Johannesburgs, in dem einst auch die Anti-Apartheid-Kämpfer Nelson Mandela und Desmond Tutu gelebt hatten. Er wurde vom Apartheidstaat schon als Student zweimal jeweils mehrere Monate eingesperrt, unter anderem nach dem Soweto-Aufstand 1976. Doch Ramaphosa ging nicht ins Exil, wie etwa Zuma und Dlamini-Zuma. In den 1980er Jahren setzte sich der Jurist für die Stärkung von Gewerkschaften ein - eine der wenigen legalen Organisationsformen für Schwarze im Apartheid-Staat. Ramaphosa baute den Berufsverband der Bergarbeiter rasch zur größten Gewerkschaft des Landes aus.
Nachdem die weiße Minderheitsregierung den ANC wieder erlaubt hatte, wurde er 1991 dessen Generalsekretär - und damit die Nummer zwei hinter dem aus der Haft freigelassenen Parteivorsitzenden Mandela. In den Folgejahren war er federführend an den Verhandlungen zum Machtwechsel mit der weißen Regierung sowie an der Ausfertigung der neuen Verfassung beteiligt. Viele sahen den jungen, pragmatischen Ramaphosa als Mandelas Kronprinz. Doch 1997 zog er sich aus der Politik zurück; Mandela machte Thabo Mbeki zum Nachfolger.