Sheryl Sandberg: „Die Revolution ist steckengeblieben“

US-Managerin Sandberg ruft Frauen auf: „Hängt euch rein!“.

Berlin. Man muss sich die Situation vorstellen. Da kommt Sheryl Sandberg ins Büro ihres damaligen Chefs bei Google, Firmen-Mitgründer Sergey Brin. Sandberg ist aufgewühlt. Sie ist schwanger — und bei Google gibt es keine Frauenparkplätze.

Das müsse sich ändern, verlangt Sandberg. Brin pflichtet ihr bei: Frauenparkplätze müssen her. Sandberg hat ihr Ziel erreicht.

Diese Anekdote erzählt Sandberg gleich zu Beginn ihres Buchs „Lean In“. Die Aufforderung bedeutet in etwa „Hängt euch rein“. Am Samstag erscheint das Werk auf Deutsch.

Darin geht es um den mangelnden Aufstieg von Frauen in der Arbeitswelt. Denn in den Chefetagen auch deutscher Unternehmen sind Frauen unterrepräsentiert. Nur knapp zehn Prozent der Mitglieder in den Aufsichtsräten großer Unternehmen sind Frauen.

Sandberg meint, dass Frauen ihre Karrieren selbst ausbremsen. Schon kleinen Mädchen werde eingeschärft, nicht zu aggressiv aufzutreten. Später werde eine erfolgreiche Frau eher als kalt angesehen, während Männer als führungsstark gelten. Dieses sozial erwartete Verhalten halte Frauen zurück. „Wir schrauben unsere eigenen Erwartungen an uns zurück“, schreibt Sandberg. „Unsere Revolution ist steckengeblieben.“ Sie will die Revolution wieder in Gang bringen.

Sandberg steht seit 2008 an zweiter Stelle bei Facebook, führt direkt hinter Gründer Mark Zuckerberg das operative Geschäft des Online-Netzwerks mit mehr als einer Milliarde Mitgliedern. Vorher verantwortete sie bei Google die Onlineverkäufe. Die Börsengänge beider Firmen bescherten Sandberg Millionen.

Jetzt, mit 43, will sie andere Frauen ermuntern, ihrem Beispiel zu folgen. Wenn mehr Frauen in die Führungsetagen vordringen, verbessern sich die Bedingungen für alle, ist Sandberg überzeugt. Eine Frauenquote lehnt sie für die USA ab, wie sie dem „Stern“ sagte.

Denn Sandberg wendet sich in erster Linie an Frauen selbst. Sie ermutigt sie zu mehr Selbstbewusstsein und Risikobereitschaft. Sie sollen auf ihre Erfolge aufmerksam machen und nicht aus Höflichkeit die eigene Arbeit unterbewerten.

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