Wichtiger Stimmungstest : Seoul: Oppositionskandidat triumphiert bei Bürgermeisterwahl
Seoul Die Bürgermeisterwahl in der Millionenmetropole Seoul gilt als richtungsweisend für die Präsidentenwahl in Südkorea im nächsten Jahr. Die Opposition profitiert von einem Stimmungsumschwung im Land.
Ein Jahr vor der Präsidentenwahl in Südkorea hat die konservative Opposition der Mitte-links-Regierungspartei bei der Wahl eines neuen Bürgermeisters in Seoul eine schmerzhafte Niederlage zugefügt.
Auf den Kandidaten der Oppositionspartei Macht des Volkes (PPP), Oh Se Hoon, entfielen bei der Wahl in der Hauptstadt am Mittwoch 57,5 Prozent der abgegebenen Stimmen, wie die staatliche Wahlkommission mitteilte. Ohs größte Rivalin Park Young Sun von der regierenden Demokratischen Partei (Minjoo) bekam demnach nur 39,2 Prozent. Auch in der zweitgrößten südkoreanischen Stadt Busan siegte der Kandidat der PPP bei der Bürgermeisterwahl deutlich.
Die Nachwahlen auf kommunaler Ebene galten auch als wichtiger Stimmungstest für die nächste Präsidentenwahl, die im März 2022 stattfinden soll. Besonders von der Abstimmung in Seoul mit seinen knapp zehn Millionen Einwohnern könnte nach Ansicht von Beobachtern ein politisches Signal für die Wahl im nächsten Jahr ausgehen. Die Hauptstadtregion ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes. Der 60-jährige Oh, der bis zu seinem Rücktritt 2011 schon einmal Bürgermeister von Seoul gewesen war, war vor der Wahl als Favorit ins Rennen gegangen.
Die Zustimmungswerte für Südkoreas linksliberalen Präsidenten Moon Jae In und die Minjoo rutschten zuletzt in Umfragen deutlich ab. Als Gründe wurden unter anderem die galoppierenden Immobilienpreise und Vorwürfe der Grundstücksspekulation gegen Beschäftigte der öffentlichen Wohnungsbaugesellschaft LH gesehen. Allein in Seoul hatten sich die Wohnungspreise in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt. Die Minjoo-Partei hatte bei den Lokalwahlen im Juni 2018 noch einen Erdrutschsieg erzielt und auch bei der Parlamentswahl im vergangenen Jahr klar gesiegt.
Er werte das jüngste Wahlergebnis als einen „Tadel“, wurde Moon von einem Sprecher zitiert. Er wolle für den Rest seiner Amtszeit „mit bescheidener Haltung und größerem Verantwortungsbewusstsein“ seine Pflichten erfüllen. Der frühere Menschenrechtsanwalt Moon kann sich nach seiner fünfjährigen Amtszeit nicht wiederwählen lassen.