Sanktionen gegen Malis Putschisten verhängt

Addis Abeba/Bamako (dpa) - Mehrere westafrikanische Länder haben nach Ablauf eines Ultimatums Sanktionen gegen das Nachbarland Mali verhängt.

Damit sollen die Putschisten gezwungen werden, die Macht an eine zivile Regierung abzugeben. Solange schließen die Nachbarländer die Grenzen. Sie kappen außerdem Finanztransfers. In Mali wächst die Angst vor weiterer Gewalt. Angesichts des ausufernden Konfliktes forderten Deutschland und mehrere andere europäische Länder ihre Bürger am Montag auf, Mali sofort zu verlassen oder geplante Reisen zu vermeiden.

Der Präsident der Elfenbeinkünste, Alassane Ouattara, sagte nach einem Treffen der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) in der senegalesischen Hauptstadt Dakar, die Strafmaßnahmen würden erst wieder aufgehoben, wenn in Mali die verfassungsmäßige Ordnung wieder hergestellt sei. Der Regionalorganisation gehören 15 westafrikanische Staaten an.

Eine Gruppe von Offizieren und meuternden Soldaten hatte sich am 22. März an die Macht geputscht und Präsident Amadou Toumani Touré gestürzt. Die Aufständischen begründeten den Putsch mit der Unfähigkeit der Regierung, die Rebellion der Tuareg im Norden zu beenden.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle forderte ein sofortiges Ende der Kampfhandlungen und eine schnellstmögliche Rückkehr zur verfassungsmäßigen Ordnung. Westerwelle unterstütze im Namen der Bundesregierung die Bemühungen der Ecowas, betonte ein Sprecher des Ministeriums.

Auf der Website des Auswärtigen Amtes heißt es: „Im Land aufhältigen Deutschen wird dringend geraten, die gegenwärtig noch bestehenden kommerziellen Möglichkeiten zur Ausreise umgehend zu nutzen.“ Auch Frankreich und Großbritannien mahnten ihre Landsleute zur Ausreise.

Die Ecowas hatte den Anführern des Putsches Ende vergangener Woche mit schweren Sanktionen gedroht, falls sie die Macht nicht innerhalb von 72 Stunden an eine zivile Regierung zurückgeben und die verfassungsmäßige Ordnung wieder herstellen.

Eine Delegation der Putschisten war am Wochenende ins angrenzende Burkina Faso gereist, um Gespräche mit Präsident Blaise Campaoré zu führen. Dieser war von der Ecowas als Vermittler eingesetzt worden. Juntaführer Kapitän Amadou Sanogo kam am Sonntag den Ecowas-Forderungen zumindest teilweise nach und sagte, er werde die Verfassung und alle staatlichen Institutionen wieder für gültig erklären. Jedoch war unklar, wann es demokratische Wahlen geben wird.

Präsident Touré versteckt sich seit dem Putsch offenbar mit einigen loyalen Militärs an einem unbekannten Ort in der Nähe von Bamako. Ende April hätten in Mali Wahlen angestanden, bei denen Touré nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten konnte.

Derweil rückten Tuareg-Rebellen der MNLA (Nationale Bewegung für die Befreiung des Azawad) im Norden des Landes immer weiter vor. Nach lokalen Medienberichten nahm ein islamistischer Zweig der MNLA am Sonntag die Unesco-Weltkulturerbe-Stadt Timbuktu ein. Timbuktu war die letzte Stadt im Nordosten des Landes, die noch von der Armee gehalten wurde.

Zuvor waren die Kämpfer, die den Norden Malis abtrennen wollen, bereits nach Gao und Kidal eingedrungen. Sanogo kündigte an, eine Delegation in die Region schicken zu wollen, die mit den Tuareg eine Waffenruhe aushandeln soll.

In Timbuktu kam es zu schweren Plünderungen. In 60 privaten Bibliotheken beherbergt die Stadt die größte Handschriftensammlung Westafrikas. Viele Manuskripte sind bis heute nicht digitalisiert.

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