Rund 30 Tote bei Bombenanschlägen in Damaskus

Kairo/Beirut (dpa) - Dreifachanschlag in Damaskus mit über 30 Toten: Bei zwei Selbstmordattacken in der syrischen Hauptstadt sind am Samstag nach Angaben von Staatsmedien mindestens 27 Menschen ums Leben gekommen.

Wie die Nachrichtenagentur Sana berichtete, wurden 140 weitere bei der Explosion von zwei Autobomben verletzt. Unter den Opfern sollen auch Sicherheitskräfte und Zivilisten sein. Bei einem dritten Anschlag wurden vier Menschen getötet, unter ihnen ein „führender Militär“. Das Regime von Präsident Baschar al-Assad machte „Terroristen“ für die Tat verantwortlich.

Eine der Explosionen ereignete sich den Angaben nach in der Nähe der Geheimdienstzentrale der Luftwaffe, der zweite unweit des Hauptquartiers der Kriminalpolizei. „Wir hörten zwei laute Explosionen und dann Notarztwagen“, berichtete ein Einwohner von Damaskus der Nachrichtenagentur dpa am Telefon. Auch die Opposition berichtete, dass Gebäude der Sicherheitskräfte Ziel der Anschläge gewesen seien.

Die staatliche Agentur Sana zeigte Bilder der Aufräumarbeiten: Sicherheits- und Rettungskräfte bargen vor völlig zerstörten Gebäuden Leichenteile. Auch komplett ausgebrannte Autos waren zu sehen. Wegen der Medienblockade des Assad-Regimes ist eine unabhängige Überprüfung von Meldungen aus Syrien kaum möglich.

Später gab es nach Angaben von Aktivisten eine weitere Explosion. Wie ein Aktivist der Nachrichtenagentur dpa sagte, kamen bei dem Angriff auf ein Militärfahrzeug ein führender Militärvertreter und drei seiner Personenschützer ums Leben. Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow kritisierte die Gewalt in Syrien auf beiden Seiten des Konflikts als „unverhältnismäßig“. Es sei schwer vorstellbar, dass sich ein politischer Prozess entwickeln könne, wenn parallel in den Städten gekämpft werde und Regierungskräfte sich gegen bewaffnete Oppositionsgruppen zur Wehr setzen müssten. Lawrow forderte in einem auf der Internetseite seines Ministeriums veröffentlichten Interview beide Seiten zum Dialog auf.

Seit fast drei Monaten gibt es in der Krisenregion immer wieder Bombenanschläge auf Institutionen der Sicherheitskräfte. Erstmals ereignete sich eine solche Attacke Ende Dezember: Bei den Explosionen in der Nähe von Gebäuden des Sicherheitsapparates und des Geheimdienstes wurden damals mehr als 44 Menschen getötet. In der Stadt Aleppo gab es im Februar tödliche Anschläge auf Gebäude des Militärgeheimdienstes und der Ordnungspolizei.

Die Regierung machte Terroristen verantwortlich, die Opposition das Regime selbst. Al-Kaida-Chef Aiman al-Sawahiri wandte sich im Februar in einer Videobotschaft an die Opposition und rief zur Fortsetzung des Kampfes gegen Assad auf.

Auch in anderen Landesteilen ging am Wochenende das Blutvergießen weiter. Nach Angaben der Opposition gab es insbesondere in der Protesthochburg Idlib Gefechte zwischen der syrischen Armee und Deserteuren. Im Umland von Damaskus seien fünf Menschen gestorben, als Regierungstruppen das Feuer auf eine Trauerprozession eröffneten.

Seit Beginn des Aufstandes gegen das Regime am 15. März 2011 wurden nach UN-Schätzungen mindestens 8000 Menschen getötet. Syrische Aktivisten gehen von mehr als 9000 Toten aus.

Die internationale Gemeinschaft bemüht sich derweil weiter um ein Ende der Krise. Am Sonntag wird nach syrischen Angaben ein „technisches Team“ der Vereinten Nationen in Damaskus erwartet. Es soll neue Missionen des Syrien-Sonderbeauftragten von UN und Arabischer Liga, Kofi Annan, vorbereiten. Annan hatte bereits vor einer Woche in Damaskus mit Assad über eine Lösung des Konflikts beraten.

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