US-Wahlkampf Rap macht Wahlkampf gegen Donald Trump

Düsseldorf · Einst war er ein Vorbild für viele Rapper: der Geschäftsmann Donald Trump. Als Politiker aber stößt er auf Widerstand aus der Szene.

 Donald Trump.

Donald Trump.

Foto: Michael Reynolds

Sein Name hat es mindestens 768 Mal in die Songs von amerikanischen Rappern geschafft: Donald Trump. Zumindest laut einer Zählung der Songtexte-Seite Genius.com. Meist ging es in den Liedern um seinen Reichtum. Trump ist ein Synonym für Erfolg und Wohlstand. Darum geht es vielen Rappern auch. Denn Rap ist zumindest in USA eher eine Unterschichten-Kunstform. Viele Rapper kommen aus armen Verhältnissen und wollen hoch hinaus. Und viel höher als Trump geht nicht, finanziell gesehen und in Sachen Größenwahn.

Das lädt viele von ihnen ein, sich verbal an Trumps Reichtum zu bedienen. Kanye West hat sich als „glatzköpfigen Donald Trump“ bezeichnet, Young Jeezy als Donald Trump seiner Nachbarschaft. P. Diddy prahlte damit, so viel Geld wie Trump auszugeben. Gangsta-Rap-Legende E-40 benannte einen Song nach seinem „Trump Wechselgeld“ und der weiße Rapper MacMiller nannte gleich einen ganzen Song nach dem mittlerweile zum Präsidentschaftskandidaten ernannten Immobilienmogul. Geld, Frauen, Erfolg: der weiße Geschäftsmann Trump war ein Vorbild für die Hip-Hop-Gemeinschaft.

Polit-Rapper Chuck D. nennt Rap das „CNN der Straße“

Aber das ist vorbei. Mit der Rolle als Politiker kam auch der Bruch. Denn Rap ist nicht nur Materialismus, sondern auch Sozialkritik und Seismograph für politische Entwicklungen. Chuck D. von der Polit-Rap-Gruppe Public Enemy nannte Rap-Musik einst das „CNN der Straße“.

Damit meinte er vor allem die harte Beschreibung der Lebensumstände vieler Rapper, inklusive der Polizeigewalt, die für viele Schwarze zum Alltag gehört. Und gerade zu dem Thema hat Trump während des Parteitags ausgeholt. Er warf der „Black Lives Matter“-Protestbewegung vor, zur Gewalt gegen Polizisten aufzurufen — während diese Gruppe genau aus dem Protest gegen die Polizeigewalt gegen Schwarze entstanden war. Chuck D. reagierte darauf in einem CNN-Interview: „Trump ist ein Idiot. Und die Republikaner sind dumm, ihn hier zu haben.“

Aber nicht nur deswegen wäre Trump für die schwarze Gemeinschaft als Präsident undenkbar. Der Wahlkampf des New Yorkers war von Anfang an auf die Diskriminierung von Minderheiten ausgelegt. Er nannte Mexikaner Vergewaltiger und Drogendealer und sprach davon, ein Einreiseverbot für Muslime einzuführen. Anschuldigungen, die gerade die Schwarzen in Amerika zu gut kennen und nicht tolerieren. Der frühere Rapper der Fugees, Wyclef Jean, kündigte Trump öffentlichkeitswirksam die Freundschaft nach diesen Aussagen. Young Jeezy warf Trump vor, sich auf dem Rücken der Latino-Gemeinschaft selbst zu vermarkten. Rapper und Schauspieler T.I. rief seine Fans auf, nicht für Trump zu stimmen. Wie der Hass auf Hillary Clinton es schafft, die Republikaner zu einen, so sorgt auch Donald Trump für Einigkeit an anderer Stelle. Der aus Compton, Kalifornien stammende Rapper YG hat sich für einen Song gegen Trump („FTD - Fuck Donald Trump“) mit Nipsey Hustle zusammengeschlossen. Das ist insofern interessant, als beide Mitglieder der verfeindeten Straßengangs Crips und Bloods sind.

Ein Song gegen Trump hat YG aber nicht gereicht. Er hat direkt einen Remix mit zwei anderen Rappern hingelegt. Der irisch-stämmige Macklemore erteilt darauf Trumps Diskriminierungsversuchen eine Absage: „Ich habe einen Adler auf dem Arm, ich bin ein Patriot, aber ich lebe nicht in Angst mit meinen Mitmenschen, die Moslems, Mexikaner oder schwul sind.“ Das sehen auch die meisten schwarzen Amerikaner so. In Umfragen liegt Trump bei gerade einmal sieben Prozent der schwarzen Stimmen.

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