Randale überschatten friedliche Proteste in Brasilien

São Paulo (dpa) - Randale und Krawalle haben in Brasilien friedliche Massenproteste von zehntausenden Menschen überschattet. In São Paulo gingen in der Nacht zum Mittwoch etwa 50 000 Menschen auf die Straße.

Sie protestierten gegen Korruption, Misswirtschaft, steigende Kosten und die Milliarden-Ausgaben für die Fußball-WM 2014. Vor dem Amtssitz des Bürgermeisters kam es zu Ausschreitungen. Dort zertrümmerten Randalierer Scheiben und steckten den Transporter eines TV-Senders sowie Müllsäcke in Brand. Es kam zu Plünderungen. Über 60 Menschen wurden festgenommen.

Am Mittwochvormittag blockierten Demonstranten in der Umgebung von São Paulo eine zentrale Regionalstraße mit brennenden Reifen. In Rio de Janeiro werden die Sicherheitsvorkehrungen vor dem Fußballspiel des Confederations Cups zwischen Spanien und Tahiti am Donnerstag verstärkt. Rund 1800 Polizeibeamte - 600 mehr als beim Spiel am vorigen Sonntag - werden nach Medienberichten im Einsatz sein. Für Donnerstag wurden Protestaktionen in 15 Großstädten angekündigt.

FIFA-Präsident Joseph Blatter zeigte Verständnis für die Demonstranten, wollte aber den Fußball aus den Protesten heraushalten. „Ich kann verstehen, dass die Menschen nicht glücklich sind“, sagte er. „Aber ich denke, sie sollten den Fußball nicht dazu nutzen, um ihre Forderungen zu verkünden“, sagte Blatter im Gespräch mit dem Fernsehsender TV Globo.

Auch in anderen Städten des Landes gab es am Dienstagabend Proteste, die meist über soziale Netzwerke im Internet verabredet werden. In São Gonçalo bei Rio de Janeiro gingen etwa 5000 Menschen auf die Straße. Einige Randalierer setzten auf der Straße Müll in Brand. Auch dort war die Polizei massiv im Einsatz. Proteste gab es auch in Belo Horizonte, wo etwa 3000 Demonstranten auf die Straße gingen

In São Paulo ging die Polizei mit Tränengas gegen Vermummte vor, die sich zunächst gegen 20.00 Uhr vor dem Bürgermeisteramt im Zentrum der Stadt versammelt hatten. Sie verbrannten eine Puppe, die Bürgermeister Fernando Haddad darstellte. Anschließend zwangen gewaltbereite Demonstranten dutzende Polizisten zum Rückzug in das Behördengebäude, dessen Eingänge mit automatisch hochfahrenden Gittern versperrt wurden.

Bewegung gab es unterdessen in der Frage der Preiserhöhung für Bustickets, einem Hauptanliegen der Demonstranten. Sieben Städte kündigten eine Senkung der Preise an. São Paulos Bürgermeister Haddad signalisierte erstmals seit der Erhöhung der Preise am 2. Juni, die Möglichkeit, die Tarife wieder zu senken.

Für Felix Dane, den Leiter der Konrad-Adenauer Stiftung in Rio den Janeiro, liegt der Grund für die Demonstrationen in der Frustration der Mittelschicht. Die Bürger seien mit der Entwicklung unzufrieden, sagte er im Deutschlandradio Kultur. Die Tariferhöhung habe das Fass zum Überlaufen gebracht.

Im Zuge des Confed Cups werden Spezialeinheiten von Polizei und Feuerwehrleuten in fünf der sechs Confed-Cup-Austragungsorte verlegt, darunter auch nach Salvador und Rio, wo am Donnerstag zwei Partien ausgetragen werden. Die Truppen der „Fuerza Nacional“ sollen die Sicherheit bei den Spielen verbessern, teilte das Justizministerium mit.

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