Putin will Raketenabwehrsystem an den Iran liefern
Moskau (dpa) - Kremlchef Wladimir Putin hat einen 2010 verhängten Lieferstopp des modernen Flugabwehrsystems S-300 an den Iran aufgehoben. Die vom Präsidenten unterschriebene Verordnung trete sofort in Kraft, teilte der Kreml in Moskau mit.
Russland hatte das Geschäft wegen der UN-Sanktionen gegen den Iran gestoppt.
Russlands Außenminister Sergej Lawrow hatte bereits gefordert, die Strafmaßnahmen gegen das islamische Land aufzuheben. Als Grund nannte er Fortschritte in den jüngsten Atomverhandlungen.
Für die Region stelle die russische Anlage keine Bedrohung dar - „auch nicht für Israel“, sagte Lawrow. Es handele sich um ein „reines Abwehrsystem“, wie es der Iran gerade jetzt wegen der Unruhen im Jemen brauche. Er habe seinen US-Kollegen John Kerry in einem Telefonat über den Schritt informiert. „Wir waren damals zu dem Lieferstopp nicht verpflichtet und haben uns jetzt entschieden, die Nachteile dafür nicht mehr in Kauf zu nehmen“, meinte Lawrow.
Russische Experten begrüßten Putins Entscheidung. „Auf dem iranischen Rüstungsmarkt lassen sich Milliarden Dollar verdienen, Putins Schritt verschafft Russland dort einen wichtigen Vorsprung“, sagte der Moskauer Militärforscher Radschab Safarow der Agentur Interfax zufolge. „Der Präsident korrigiert mit der Unterschrift einen geopolitischen Fehler“, meinte der Generaloberst Leonid Iwaschow. Russland sollte über Waffenlieferungen „souverän“ entscheiden, statt auf „ausländische Führungen“ zu hören, betonte er.
Der Iran hatte 2007 in Russland die Luftabwehrraketen im Gesamtwert von 800 Millionen US-Dollar (heute etwa 750 Millionen Euro) bestellt. 2010 verbot der damalige Kremlchef Dmitri Medwedew die Lieferung der Boden-Luft-Raketen aber. Er begründete dies mit Sanktionen des UN-Sicherheitsrats, die eine Lieferung moderner Waffen an den Iran untersagen. Grund war der Streit um das iranische Atomprogramm.