Zugeständnis an die Frauen : Putin verteidigt russische Rentenreform
Moskau (dpa) - Trotz massiver Proteste will Russlands Präsident Wladimir Putin eine Rentenreform mit kleinen Änderungen durchbringen.
Wegen „schwerwiegender demografischer Probleme“ in Russland sei die Veränderung des Eintrittsalters unbedingt notwendig, sagte er in einer Fernsehansprache am Mittwoch. Nur so werde die finanzielle Stabilität des Landes nicht gefährdet.
Die Pläne seiner Regierung hätten wegen geburtenschwacher Jahrgänge in den kommenden Jahren absolute Priorität. Erstmals seit 80 Jahren soll deshalb das Renteneintrittsalter erhöht werden.
Bislang sei das Land nicht bereit für eine Änderung des Rentensystems gewesen, sagte Putin. „Aber jetzt ist es unmöglich, das weiter aufzuschieben. Es wäre unverantwortlich und könnte dramatische Folgen in der Wirtschaft nach sich ziehen.“
Konkret sollen Männer bis zu einem Alter von 65 Jahren arbeiten, also fünf Jahre länger als bisher. Entgegen der Vorstellungen seiner Regierung will Putin aber das Eintrittsalter für Frauen nur auf 60 Jahre anheben, nicht auf 63. „Wir haben eine ganz besondere Beziehung zu Frauen in unserem Land, eine fürsorgliche“, argumentierte er. Deshalb müsse man den Frauen Zugeständnisse machen. Die Maßnahmen sollen schrittweise erfolgen: Alle zwölf Monate soll das Eintrittsalter um ein Jahr erhöht werden.
Die Ankündigung der Rentenreform durch Regierungschef Dmitri Medwedew am Eröffnungstag der Fußball-Weltmeisterschaft hatte landesweit einen Schock ausgelöst. Wiederholt gingen Zehntausende Menschen auf die Straße und kritisierten die Reform massiv. Die Lebenserwartung in einigen Regionen sei niedriger als das geplante Rentenalter, hieß es.