Petro Poroschenko - Ein Ritter ohne Heldengeschichte

Petro Poroschenko (48) möchte ukrainischer Präsident werden — für einen Neuanfang steht der Schokoladenzar nicht.

Petro Poroschenko - Ein Ritter ohne Heldengeschichte
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Kiew. Ist Petro Poroschenko der Weiße Ritter, der die Ukraine vor der feindlichen Übernahme durch Wladimir Putin rettet? So könnte man es in der Sprache der Ökonomie formulieren — einer Sprache, die Poroschenko beherrscht. Er gilt in der Ukraine nicht nur als Schokoladenzar, weil er mit der Herstellung von Edelsüßwaren zum Marktführer in Osteuropa geworden ist. Der 48-Jährige ist mit einem Vermögen von geschätzt einer Milliarde Euro auch einer der reichsten Männer des Landes. Und er will ukrainischer Präsident werden.

Vor der Wahl, deren erste Runde für Sonntag geplant ist, ist Poroschenko erstaunlich schnell zum Favoriten aufgestiegen. Mehr als 30 Prozent der Menschen zwischen Lemberg im Westen und Lugansk im Osten wollen ihm ihre Stimme geben. So sagen es die Umfragen. Die jahrelange Oppositionsführerin Julia Timoschenko kommt nur auf gut neun Prozent. Und dennoch ist nichts so klar bei dieser Wahl, wie es den Anschein hat. Vor allem ist offen, ob die Abstimmung überhaupt nach demokratischen Standards stattfinden wird.

Die Gasprinzessin Timoschenko und der Schokoladenzar haben manches gemeinsam. Wie Timoschenko ist auch Poroschenko in den Wirren der postsowjetischen Anarchie der 90er Jahre zu Reichtum gelangt. Zuvor hatte der Sohn eines „roten Direktors“ im Gebiet Odessa Ökonomie und internationales Recht studiert. So entstanden in der Umbruchs-Ukraine Netzwerke, die bis heute halten.

Das zeigt sich auch in Poroschenkos unternehmerischen und politischen Tätigkeiten. Die Schokoladenfabrik Roshen ist nur das Herzstück eines Wirtschaftsimperiums, zu dem Rüstungs- und Schiffbaubetriebe zählen sowie eine Mediengruppe rund um den berühmten „Kanal 5“. Der Sender wurde während der Maidan-Revolution im Winter zum Sprachrohr der Regierungsgegner.

Das allerdings heißt nicht, dass Poroschenko ein Revolutionär aus Berufung wäre. Im Polit-Apparat der Chaos-Ukraine arbeitete er sich nach oben. Zu Beginn des Jahrtausends war er stellvertretender Vorsitzender der Partei der Regionen, jenes Wahlvereins des inzwischen gestürzten Präsidenten Viktor Janukowitsch. Mehrfach wechselte der vierfache Familienvater die Seiten. Während der demokratischen Revolution in Orange unterstützte er den Anführer der Bewegung und späteren Präsidenten Viktor Juschtschenko. Im Machtkampf mit Timoschenko kehrte Poroschenko den Orangenen wieder den Rücken.

2009 und 2010 war er Außenminister und anschließend unter Janukowitsch bis Dezember 2012 Wirtschaftsminister. Dann schlug er sich auf die Seite des Maidan.

Sein größter Trumpf mag sein, dass er sich den Schwarzen Ritter zum Feind gemacht hat. Putin nahm Roshen im vergangenen Sommer ins Visier, als er Janukowitschs Annäherungsspiel mit der EU torpedieren wollte. Der Kremlchef verhängte Sanktionen gegen Roshen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Ritter bald wieder die Waffen kreuzen.

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