Pakistan droht bei neuem Nato-Angriff mit Beschuss

Islamabad/Washington (dpa) - Nach dem Beschuss pakistanischer Militärposten durch die Nato hat die Armeeführung des Landes für den Wiederholungsfall nach Medienberichten damit gedroht das Feuer zu erwidern.

Armeechef Ashfaq Parvez Kayani habe den Kommandeuren im Grenzgebiet zu Afghanistan dazu die Erlaubnis erteilt, berichtete unter anderem die pakistanische Zeitung „Express Tribune“ am Freitag unter Berufung auf ranghohe Militärkreise.

Bei dem Angriff im Stammesgebiet Mohmand waren am vergangenen Samstag nach pakistanischen Angaben 24 Soldaten getötet und 13 verletzt worden. Die genauen Umstände sind noch nicht geklärt. Wie das „Wall Street Journal“ am Freitag berichtete, soll das pakistanische Militär aber von dem Angriff vorab gewusst haben.

Die Direktive des pakistanischen Armeechefs bedeutet nach Ansicht eines von der „Express Tribune“ zitierten Militärexperten einen Eingriff in die bislang gültigen Befehlsstrukturen der Streitkräfte. Von nun an könnten örtliche Kommandeure selbstständig auf „feindliche Bewegungen“ auf pakistanischem Staatsgebiet reagieren, ohne vorher eine höhere Dienststelle konsultieren zu müssen.

Zu den Hintergründen des Vorfalls in Mohmand berichtet das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf nicht genannte Vertreter der US-Regierung, pakistanische Offiziere hätten in einer mit dem afghanischen und dem US-Militär gebildeten Grenzkoordinationsstelle grünes Licht für den Angriff gegeben. Allerdings hätten sie nicht gewusst, dass sich in dem Gebiet pakistanische Soldaten aufhielten.

Amerikanische und afghanische Soldaten hätten demnach im Grenzgebiet Taliban-Kämpfer verfolgt, als man sie beschossen habe. Da sie davon ausgegangen seien, dass es sich bei den Angreifern um Taliban handelte, hätten sie Luftunterstützung angefordert. Tatsächlich habe es sich aber um pakistanische Einheiten gehandelt, die dort ein Lager aufgeschlagen hatten. Pakistans Militär äußerte sich zunächst nicht zu dem Zeitungsbericht.

Der schwere Zwischenfall hat die angespannten Beziehungen zwischen Pakistan und den USA weiter massiv belastet. Aus Protest gegen den Vorfall hat Islamabad seine Teilnahme an der Afghanistan-Konferenz am kommenden Montag in Bonn abgesagt. Zudem hat die Regierung die wichtige Nachschubroute für die Nato-Truppen in Afghanistan durch Pakistan gekappt und die US-Armee aufgefordert, eine Luftwaffenbasis im Südwesten des Landes zu räumen.

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