Oberhaupt der koptischen Kirche gestorben

Kairo (dpa) - Papst Schenuda III., Oberhaupt der koptischen Kirche Ägyptens, ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Das berichtete das staatliche ägyptische Fernsehen am Samstag. Schenuda war in den vergangenen Jahren mehrfach zu medizinischer Behandlung an Leber, Darm und Lunge im Ausland.

Aus Kirchenkreisen in Kairo verlautete, dass bereits Vorbereitungen für das Begräbnis getroffen würden. Allerdings wurde zunächst kein Datum genannt. In einer ersten Reaktion würdigte Erzbischof Robert Zollitsch in Freiburg den Verstorbenen als „Brückenbauer der koptischen Christen“.

Am Abend versammelten sich in Kairo mehrere Tausend Kopten vor der Kathedrale von Kairo, um für Schenuda zu beten. Ägyptens Großmufti Ali Gomaa beschrieb Schenudas Tod als „Tragödie und großes Leid für Ägypten und sein Volk“. Auch die Freiheits- und Gerechtigkeitspartei der Muslimbruderschaft trauerte um das Oberhaupt der Kopten und würdigte Schenudas „bedeutende Beiträge“ zur Innen- und Außenpolitik des Landes. Die liberale Al-Wafd-Partei lobte Schenudas „Weisheit, die Ägypten sektiererischen Unfrieden“ erspart habe.

Schenuda war Ende 1971 zum Papst von Alexandria und zum Patriarchen der koptisch-orthodoxen Kirche gewählt worden. Die koptische Kirche ist die größte christliche Gemeinde im Nahen Osten und stellt in Ägypten knapp zehn Prozent der Bevölkerung. Weltweit gehören knapp zehn Millionen Menschen der koptischen Kirche an.

Die Kopten fühlen sich in Ägypten von der muslimischen Bevölkerungsmehrheit unterdrückt und diskriminiert. Immer wieder kommt es zwischen Muslimen und der christlichen Minderheit zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Anfang vergangenen Jahres waren vor einer Kirche in der Hafenstadt Alexandria in der Silvesternacht mehr als 20 Menschen bei einem Bombenanschlag getötet worden. Im Oktober kamen bei blutigen Zusammenstößen zwischen Kopten und Muslimen in Kairo 26 Menschen, überwiegend Christen, ums Leben.

In einer am Abend verbreiteten Erklärung sprach Erzbischof Zollitsch allen koptischen Christen in Deutschland und ihrem Bischof Damian sein Mitgefühl aus. Er würdigte Schenudas fast 40 Jahre dauernde Arbeit an der Spitze der koptischen Kirche. „Schenuda war bemüht, zur Beruhigung zwischen den immer neu aufflammenden Konflikten zwischen Muslimen und Kopten zu vermitteln. Er war ein Mann des Dialogs mit dem Islam und ein Garant für einen lebendigen ökumenischen Dialog“, heißt es in der Erklärung.

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