Bericht Nordsyrien-Offensive: Amnesty wirft Türkei Kriegsverbrechen vor

Damaskus · Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft den türkischen Streitkräften und ihren syrischen Verbündeten aus Rebellenkreisen Kriegsverbrechen vor. Die Rebellen hatten die Anschuldigungen zurückgewiesen.

 Auf dem von der türkischen Seite der türkisch-syrischen Grenze aufgenommenen Foto ist ein Feuer zu sehen, das über der Stadt Ras al-Ain brennt, die zuvor durch die türkischen Streitkräfte attackiert wurde.

Auf dem von der türkischen Seite der türkisch-syrischen Grenze aufgenommenen Foto ist ein Feuer zu sehen, das über der Stadt Ras al-Ain brennt, die zuvor durch die türkischen Streitkräfte attackiert wurde.

Foto: dpa/Lefteris Pitarakis

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft den türkischen Streitkräften und ihren syrischen Verbündeten aus Rebellenkreisen Kriegsverbrechen vor. In einem am Freitag veröffentlichten Bericht hieß es, sie hätten während der Offensive in Nordostsyrien gegen Kurdenmilizen auch Zivilisten getötet und verletzt. Die gesammelten Informationen lieferten Beweise zum Beispiel „für rücksichtslose Angriffe in Wohngebieten“, unter anderem auf ein Wohnhaus, eine Bäckerei und eine Schule, berichtete Amnesty.

In dem Report geht es auch um den Tod einer syrisch-kurdischen Politikerin. Amnesty-Recherchen zufolge sollen von der Türkei unterstützte syrische Rebellen sie geschlagen und erschossen haben. Angebliche Videos vom Tatort waren auch im Internet kursiert. Die Rebellen hatten die Anschuldigungen zurückgewiesen.

Zu Berichten über Gräueltaten der mit der Türkei verbündeten syrischen Rebellen in Nordsyrien sagte Präsident Recep Tayyip Erdogan am Freitag auf Nachfrage von internationalen Journalisten in Istanbul: „Es gibt jetzt in Syrien welche unter der Nationalen Armee (Selbstbezeichnung von Rebellen), die solche Fehler machen. Meine Religion erlaubt so etwas nicht.“ Er fügte hinzu, dass das „Heer“ gerade dabei sei, „sich dieser Sache anzunehmen“. Man werde mittels Geheimdienstinformationen ausmachen, wer die Verantwortlichen seien.

Die Türkei hatte am 9. Oktober eine Militäroffensive gegen die Kämpfer der kurdischen YPG-Miliz in Nordsyrien begonnen. Die türkische Regierung betrachtet die YPG als einen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und damit als Terrororganisation. Für die USA waren die Kurdenkämpfer hingegen enge Verbündete im Kampf gegen die Terrormiliz IS. Am Donnerstagabend hatten die USA und die Türkei eine fünftägige Waffenruhe vereinbart.

Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte vom Donnerstag sind seit Beginn der Offensive mindestens 72 Zivilisten, mehr als 220 Kämpfer der von den Kurden dominierten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) und mehr als 180 mit der Türkei verbündete Rebellen getötet worden.

(dpa)
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