Neuer Ansturm auf Sirte

Tripolis/Kairo (dpa) - Die Milizen des Übergangsrates haben am Samstag das sogenannte Ost-Tor der Mittelmeer-Stadt Sirte, einer der letzten Hochburgen der Gaddafi-Getreuen, eingenommen.

Die Einheiten des ehemaligen Machthabers Muammar al-Gaddafi hätten ihre Position 20 Kilometer östlich des Stadtzentrums praktisch kampflos geräumt, berichtete eine Reporterin des Nachrichtensenders Al-Dschasira aus dem Frontgebiet.

Eine andere Reporterin dieses Senders meldete am Samstag aus dem Westen von Sirte, dass die dortigen Truppen der neuen Machthaber ihre Artillerieangriffe auf Gaddafi-Stellungen verstärkt hätten. Auch die Nato habe neue Luftangriffe gegen Ziele in Sirte geflogen, teilte die Journalistin über den Internet-Kurzdienst Twitter mit. Sirte und Bani Walid sind die letzten größeren Städte, in denen sich noch Pro-Gaddafi-Streitkräfte verschanzt halten.

Der seit dem Fall von Tripolis vor einem Monat untergetauchte Ex-Diktator ist nach Angaben seiner Tochter in bester Stimmung und zum Kampf entschlossen. In einer am Samstag übertragenen Rundfunkbotschaft sagte Aischa al-Gaddafi, ihr Vater kämpfe an der Seite der „revolutionären Kräfte“.

Die neue Führung in Libyen bezeichnete sie in dem aus Damaskus sendenden Pro-Gaddafi-Sender Al-Rai als Verräter. Es war die erste Audio-Nachricht von Gaddafis einziger Tochter, seit sie zusammen mit ihrer Familie und ihrer Mutter Ende August nach Algerien geflohen war.

Nach mehr als einem halben Jahr will Deutschland an diesem Wochenende seine Botschaft in Tripolis wieder öffnen. Außenminister Guido Westerwelle begründete dies am Freitagabend (Ortszeit) am Rande der UN-Generalversammlung in New York damit, dass die Beziehungen zum „neuen Libyen“ jetzt zügig ausgebaut werden sollten. Neuer Botschafter in Libyen wird Rainer Eberle, der bislang auf Posten im Sudan war, teilte das Auswärtige Amt mit.

Die Botschaft war Anfang März, kurz nach Beginn des Aufstands gegen Gaddafi, aus Sicherheitsgründen geschlossen worden. Alle entsandten Diplomaten wurden abgezogen. Seit Mai arbeitete dann ein deutsches „Verbindungsbüro“ in der ostlibyschen Rebellen-Hochburg Bengasi.

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