Jahrzehnte an der Macht Robert Mugabe ist tot - Vom Freiheitskämpfer zum machthungrigen Despoten

Harare · Mugabe war in Simbabwe jahrzehntelang an der Macht. Vom Lehrer wurde er zum Freiheitskämpfer und Hoffnungsträger. Dann ließ er Simbabwe in den wirtschaftlichen Ruin abgleiten. Bis ihn das Militär stürzte.

 Robert Mugabe, ehemaliger Präsident von Simbabwe, hält eine Pressekonferenz an seinem Wohnsitz ab.

Robert Mugabe, ehemaliger Präsident von Simbabwe, hält eine Pressekonferenz an seinem Wohnsitz ab.

Foto: dpa/Tsvangirayi Mukwazhi

Einer der umstrittensten afrikanischen Herrscher ist tot. Robert Mugabe entwickelte sich in fast vier Jahrzehnten an der Macht in Simbabwe vom Freiheitskämpfer und weltweit respektierten Hoffnungsträger zum geächteten Despoten. Nun starb er im Alter von 95 Jahren in einem Krankenhaus in Singapur.

Mugabe engagierte sich bereits in den 1960er Jahren im politischen Kampf gegen das weiße Siedlerregime. Dafür musste er zehn Jahre lang ins Gefängnis. Nach seiner Haftentlassung ging er in den Untergrund und wurde einer der bedeutendsten Guerillaführer im Kampf gegen das weiße Regime. 1980 gewann seine Partei die ersten freien Parlamentswahlen, er wurde Premierminister.

Der Mann mit dem kuriosen Bärtchen und den großen Brillengestellen durchlief eine bemerkenswerte Karriere vom studierten Lehrer zum mächtigsten Mann Simbabwes. Auf dem Kontinent galt er als Hoffnungsträger. Doch als im Nachbarland Südafrika der erste schwarze Präsident Nelson Mandela wie ein Popstar nach dem Ende der Apartheid-Regierung gefeiert wurde, sank sein Stern. Der 1924 geborene Mugabe klammerte sich immer skrupelloser an die Macht.

Simbabwe: Ex-Diktator Mugabe gestorben
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Ex-Diktator Mugabe gestorben

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Foto: dpa/John Parkin

„Er hatte zuletzt ein völliges Desinteresse am Wohl seiner Bevölkerung“, meint sein deutscher Biograf Christoph Marx von der Uni Duisburg-Essen. Er sieht in Mugabes Lebensweg die Geschichte des Kolonialismus widergespiegelt, mit aller Brutalität und Machtgier.

Der südafrikanische Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu erklärte 2002: „Er war ein strahlender Stern an unserem Firmament, jemand, auf den wir stolz waren.“ Und fügte hinzu: „Der Zerfall seiner Persönlichkeit ist schwer zu verstehen. Er ist machthungrig.“

Der stets elegant gekleidete Intellektuelle verblüffte zunächst mit einem auf Ausgleich zwischen Schwarz und Weiß zielenden Versöhnungskurs. Mit einer Verfassungsänderung schaffte er sich 1987 ein machtvolles Präsidentenamt, bevor er mit einem Beschluss zur Enteignung weißer Landwirte mit der Politik der Versöhnung brach. Das löbliche Ziel, die ungerechte Landverteilung zu verbessern, wurde der Sargnagel der Wirtschaft.

Als es Zeichen gab, dass Mugabe seine unbeliebte Frau Grace - 41 Jahre jünger als er selbst - als Nachfolgerin einsetzen wollte, formierte sich Widerstand. Ende 2017 stellte das Militär Mugabe unter Hausarrest und riss die Macht an sich. Er trat zurück.

(dpa)
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