Regierung lenkt ein : Mindestens 25 Tote bei Protesten in Nicaragua
Managua (dpa) - Nicaraguas Präsident Daniel Ortega unter Druck: Am Wochenende sind in dem mittelamerikanischen Land erneut zahlreiche Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die geplante Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge zu protestieren.
Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten, Regierungsanhängern und Sicherheitskräften kamen nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten bislang mindestens 25 Menschen ums Leben, Dutzende weitere wurden verletzt.
Nicaragua ist das zweitärmste Land Lateinamerikas, der Mindestlohn liegt bei 170 US-Dollar pro Monat. Die Sozialversicherungsbeiträge sollen um bis zu 22,5 Prozent für mehr als 700.000 Beschäftigte steigen. Die Proteste richten sich aber auch gegen Rentenkürzungen. Es sind die bislang heftigsten sozialen Proteste gegen die Regierung von Präsident Ortega.
Die Demonstranten schleuderten in der Hauptstadt Managua Steine auf die Beamten und errichteten Barrikaden. Die Polizei feuerte Gummigeschosse in die Menge und setzte Tränengas ein. Zahlreiche Studenten verschanzten sich in Universitätsgebäuden. Berichten zufolge wurde in der Stadt Bluefields auch ein Reporter getötet, der über die Proteste berichtete.
Die nicaraguanische Bischofskonferenz rief die Regierung dazu auf, die umstrittene Reform zurückzunehmen. „Entscheidungen zu korrigieren, ist ein Zeichen der Menschlichkeit, zuzuhören, ist der Weg der Besonnenheit, überall den Frieden zu suchen, ist Weisheit“, hieß es in der Stellungnahme der Bischöfe.
Angesichts der heftigen Proteste zeigte sich die Regierung gesprächsbereit. „Unser Präsident, Kommandeur Daniel, ist bereit, an den Verhandlungstisch zurückzukehren“, sagte Ortegas Ehefrau und Vizepräsidentin Rosario Murillo. „Es gibt noch keine Entscheidung, es handelt sich nur um einen Vorschlag, der noch überarbeitet werden kann.“