Mali macht ersten Schritt aus Chaos und Krise

Dakar/Bamako (dpa) - Die Putschisten in Mali geben klein bei, der gestürzte Präsident tritt ab. Eine Übergangsregierung soll Ordnung ins Chaos bringen. Aber was wird aus dem Norden Malis, wo Rebellen einen eigenen Staat ausgerufen haben?

Dakar/Bamako (dpa) - Die Putschisten in Mali geben klein bei, der gestürzte Präsident tritt ab. Eine Übergangsregierung soll Ordnung ins Chaos bringen. Aber was wird aus dem Norden Malis, wo Rebellen einen eigenen Staat ausgerufen haben?

Gut zwei Wochen nach einem Militärputsch beginnt in Mali langsam die Rückkehr aus Chaos und Krise. Angesichts von Sanktionen und internationalem Druck gaben zuerst die Putschisten die Macht ab - nun erklärte auch der gestürzte Präsident, Amadou Toumani Touré, seinen offiziell Rücktritt. Damit war der Weg frei für eine Übergangsregierung, die innerhalb von 40 Tagen nach Amtsantritt Wahlen abhalten soll. Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas hob ihre nach dem Putsch verhängten Strafmaßnahmen wieder auf.

Auch Papst Benedikt XVI. ging in seiner Osterbotschaft auf die Lage in dem westafrikanischen Land ein. „Dem Staat Mali, der einen politisch heiklen Moment erlebt, schenke der glorreiche Christus Frieden und Stabilität“, sagte das Kirchenoberhaupt am Sonntag.

Allerdings bleibt das Land weiter gespalten. Tuareg-Rebellen hatten die Wirren des Putsches und einen Rückzug von Regierungstruppen ausgenutzt, um den gesamten Norden unter Kontrolle zu bringen. Am Freitag rief eine der beiden Rebellengruppen, die Nationale Bewegung für die Befreiung des Azawad MNLA, in dem Wüstengebiet den Staat Azawad (Land der Nomaden) aus. Dieser ist bislang von keinem einzigen Land anerkannt worden.

Der Westen befürchtet, das Terrornetzwerk Al-Kaida könnte Nord-Mali zu einer neuen Operationsbasis ausbauen. Dort blieb die Lage auch am Montag unübersichtlich. Neuer starker Mann in Nord-Mali ist offensichtlich Iyad Ag Ghali, Anführer einer islamistischen Rebellengruppe der Tuareg. Diese heißt Ansar Dine. Sie kontrolliert nach Berichten aus der Region alle wichtigen Städte wie beispielsweise Timbuktu. In der zum Weltkulturerbe zählenden Stadt normalisierte sich die Lage nach der Eroberung durch die Rebellen. „Die Menschen kehren zur Normalität zurück“, sagte der Leiter der Mamma-Haidera-Bibliothek, Abdelkader Haidara, der Nachrichtenagentur dpa in einem Telefongespräch.

Die Islamisten beginnen nach Augenzeugenberichten damit, die islamische Rechtsprechung Scharia einzuführen, Rebellenführer Ag Ghali ist ein ehemaliger Diplomat und Unterhändler des Präsidenten. Er profitierte von Tuareg-Kämpfern, die an der Seite des langjährigen libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi gekämpft hatten und nach dessen Sturz mit Waffen und Munition in ihre Heimat zurückgekehrt waren. Ansar Dine werden Verbindungen zu Al-Kaida im islamischen Maghreb AQMI nachgesagt.

Neuer Übergangspräsident in Mali wird jetzt der bisherige Parlamentspräsident Dioncounda Traoré. Er soll binnen 40 Tagen nach Amtsübernahme Wahlen abhalten. Dies ist Teil einer Vereinbarung zwischen der Ecowas und den Putschisten um Hauptmann Amadou Sanogo. Als Gegenleistung für ihr Einlenken erhielten die putschenden Militärs eine Generalamnestie. Mitglieder der Junta sollen nach Informationen des arabischen Fernsehsenders Al-Dschasira Minister in Schlüsselministerien wie beispielsweise dem Verteidigungsressort werden. Darüber hinaus hat die Ecowas 3000 Soldaten für den Fall mobilisiert, dass eine Waffenruhe zwischen Rebellen und regulären Streitkräften nicht eingehalten wird.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon begrüßte die Rückkehr zur verfassungsmäßigen Ordnung in Mali. Ban forderte am Sonntag nach Angaben eines Sprechers die Militärjunta auf, die mit der Ecowas geschlossene Vereinbarung zur Machtübergabe sofort umzusetzen. Mit den wichtigen Akteuren in Nord-Mali müsse dann eine Lösung gefunden werden, um Mali als vereintes Land zu erhalten.

Durch die Kämpfe haben nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 93 000 Menschen ihr Obdach verloren. Weitere 200 000 seien bereits ins Ausland geflohen, nachdem im Januar die Kämpfe zwischen Tuareg-Rebellen und Regierungstruppen begonnen hatten.

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