Luxus-Immobilien: London profitiert von Athens Krise

Reiche Griechen legen an der Themse ihr Geld in Immobilien an.

London. Hyde Park Number One — Londons derzeit edelste Adresse verspricht vieles: einen fast unbezahlbaren Blick über die Weltstadt, Zimmerservice vom benachbarten Hotel, schusssichere Fenster und vor allem eines: eine konstant gehobene Preislage. 5,9 Millionen Pfund kostet ein Appartement in dem Nobel-Projekt im Schnitt. Vergangenes Jahr wechselte die teuerste Wohnung für schwindelerregende 140 Millionen Pfund den Besitzer.

Mit Angaben über die Käufer sind die Londoner Makler ausgesprochen wortkarg. Sicher ist nur: Es sind sehr oft Ausländer — Oligarchen aus dem ehemaligen Sowjetreich, Ölscheichs mit Konten voller Petrodollars. Aber nicht nur die: Unter den Europäern haben sich im vergangenen Jahr reiche Griechen hervorgetan, die ihr Geld nach Großbritannien — und damit aus der Eurozone geschafft haben. In Immobilien ist es trotz britischer Inflation von mehr als fünf Prozent zukunftssicher angelegt.

Das Unternehmen Hawker Beechcraft, ein Hersteller von luxuriösen Privatjets, hat in eigenem Interesse statistisches Material aufbereitet. Demnach haben 2010 griechische Käufer 72 Immobilien im Wert von mehr als einer Million Pfund (rund 1,15 Millionen Euro) in London gekauft. Gesamtwert: 116 Millionen Pfund.

Das Elf-Millionen-Einwohner-Volk vom Mittelmeer steht damit für 3,1 Prozent aller ausländischen Immobilienkäufe in London im vergangenen Jahr. „Während die europäischen Finanzminister alles versuchen, um die griechische Wirtschaft zu retten, gehen die reichen Reederei-Erben auf Wohnungsjagd in London.“ Noel de Keyzer vom Großmakler Makler of Savills sagte dem „Daily Telegraph“: „In Toplagen im Zentrum von London sehen wir eine Zunahme von 15 bis 20 Prozent bei der Zahl wohlhabender griechischer Familien, die Eigentum von zwei bis vier Millionen Pfund erwerben wollen.“

Die griechische Zentralbank geht davon aus, dass in den vergangenen beiden Jahren die Sparguthaben in griechischen Banken um 45 Milliarden Euro geschmolzen sind — mindestens ein Drittel davon soll ins Ausland gegangen sein.

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