Kommunalwahl: Franzosen strafen Hollande ab

Verluste für die Sozialisten, Rechtsextreme legen zu.

Kommunalwahl: Franzosen strafen Hollande ab
Foto: Reuters

Paris. Leicht verunsichert schaut François Hollande aus der Wahlkabine. Den Vorhang hat er zur Seite geschoben, in der Hand noch die Wahlunterlagen. „Abgestraft“ hat der „Parisien“ in fetten Lettern über dem Kopf des Präsidenten getitelt. Das Boulevardblatt brachte mit Bild und Überschrift auf den Punkt, was Montag in vielen Kommentaren analysiert wurde: Frankreichs Wähler haben die regierenden Sozialisten in der ersten Runde der Kommunalwahlen am Sonntag eiskalt abblitzen lassen.

In Umfragen muss sich der 59-Jährige seit Monaten mit schlechten Sympathiewerten herumschlagen. Zur Last gelegt werden ihm neben mangelndem Reformeifer vor allem schlechte Wirtschaftswerte und eine Rekordarbeitslosigkeit, die mehr als doppelt so hoch liegt wie etwa in Deutschland.

Die so geschwächten Sozialisten mussten dafür gleich drei Quittungen einstecken: die geringe Wahlbeteiligung, ein kaum zu bremsender rechtsextremer Front National und die nach Dauerstreit kurzfristig wiedererstarkte konservative UMP. Die ehemalige Parteichefin Martine Aubry macht „Wut und Ungeduld“ aus. „Viele Franzosen verstehen nicht, warum die aktuelle Politik nicht schneller Ergebnisse liefert“, sagte sie.

In den Lücken findet der Front National seinen Platz. Parteichefin Marine Le Pen versucht beständig, die rechtsextremen Wurzeln vor allem aus Zeiten ihres Vaters, Parteigründer Jean-Marie Le Pen, vergessen zu machen. Sie sieht den FN als „einzigen Gegner des Systems“. Mag ihr Ton auch moderater klingen, vor Populismus schreckt die 45-Jährige nicht zurück. Nach den Erfolgen in der ersten Runde packte Le Pen gleich das Füllhorn der Wahlversprechen für die Stichwahlen am kommenden Sonntag aus: „In allen Städten, die wir führen werden, werden wir die Steuern senken.“

Obwohl nur in einem kleinen Teil der Gemeinden angetreten, sieht sich der Front National zur dritten Kraft in Frankreich aufgestiegen. Schon bei der Präsidentenwahl 2012 hatte Le Pen landesweit ein Rekordergebnis. In Umfragen zur Europawahl im Mai landet die Partei auf Augenhöhe mit der konservativen UMP — und vor den Sozialisten.

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