Kämpfe im Botschaftsviertel von Damaskus

Kairo/Beirut (dpa) - Der Aufstand gegen das Regime in Syrien erfasst ein Jahr nach dem Beginn immer stärker auch die Hauptstadt Damaskus. Nach den dort bislang heftigsten Gefechten meldeten Aktivisten am Montagmorgen mehr als 80 Tote.

Auslöser der Kämpfe im Botschaftsviertel Al-Mezzeh war angeblich die Fahnenflucht mehrerer Geheimdienstmitarbeiter in einer nahe gelegenen Zentrale der Behörde. Am Wochenende hatte es in Damaskus sowie in Aleppo bereits Bombenanschläge auf Regierungsgebäude gegeben.

Der in Damaskus aktive Oppositionelle Heitham al-Abdullah sagte der Nachrichtenagentur dpa, dass bei den nächtlichen Auseinandersetzungen westlich des Stadtzentrums auch 50 regimetreue Soldaten getötet worden seien. Nachrichtensender berichteten von mehreren Explosionen und schweren Schusswechseln. Am Morgen sperrten Truppen von Präsident Baschar al-Assad laut Opposition zahlreiche Straßen und durchsuchten Häuser nach Rebellen.

Die Kämpfe folgten auf ein blutiges Wochenende, an dem bei einer Serie von Anschlägen in der syrischen Hauptstadt und der zweitgrößten Stadt Aleppo Dutzende Menschen getötet worden waren.

Allein am Samstag wurden nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Sana und von Oppositionellen mehr als 30 Menschen bei drei Explosionen in der Hauptstadt in den Tod gerissen. Am Sonntag explodierte ein weiterer Sprengsatz in Aleppo. Laut Sana starben ein Mitglied der Sicherheitskräfte und eine Frau, 30 weitere Menschen wurden verletzt. Wegen der Medienblockade des Assad-Regimes ist eine unabhängige Überprüfung der Meldungen kaum möglich.

Seit Beginn der Massenproteste am 15. März 2011 wurden nach UN-Schätzungen mindestens 8000 Menschen getötet. Syrische Aktivisten gehen von mehr als 9000 Toten aus.

Vereinte Nationen und Arabische Liga planen nun weitere Friedensverhandlungen mit dem Assad-Regime. Wie die dpa aus Syrien erfuhr, hat eine Delegation, die für den gemeinsamen Syrien-Sonderbeauftragten beider Organisationen, Kofi Annan, Gespräche mit der Regierung führen soll, am Sonntag die Hauptstadt erreicht. Am Montag waren den Angaben nach erste Beratungen im Außenministerium anberaumt. Vor einer Woche hatte Annan bereits direkte Gespräche mit Assad geführt - allerdings ohne konkretes Ergebnis.

In der russischen Militärbasis Tartus in Syrien ist derweil ein Schiff der Schwarzmeerflotte mit einer Anti-Terror-Einheit eingelaufen. Die Marineinfanteristen an Bord der „Iman“ sollen eine mögliche Flucht russischer Bürger aus dem Konfliktgebiet absichern. Das teilte die Führung der russischen Schwarzmeerflotte nach Angaben der Agentur Interfax mit. Russland ist ein enger Verbündeter Assads und ein wichtiger Waffenlieferant. Die Veto-Macht hat im UN-Sicherheitsrat gemeinsam mit China jede Verurteilung des Regimes verhindert.

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