Argentinien : Javier Milei: Vom Rocksänger und Torwart zum Präsidenten
Buenos Aires Der neu gewählte Staatschef Argentiniens ist ein Exzentriker. Im Wahlkampf trat der Ökonom immer wieder mit laufender Kettensäge auf. Seine wichtigsten Gefährten: Seine Schwester und seine geklonten Hunde.
Javier Milei plant nicht weniger als eine Revolution. Inmitten einer schweren Wirtschaftskrise will Argentiniens künftiger Präsident das Ruder herumreißen und das südamerikanische Land in eine völlig neue Richtung steuern. „Die Lage in Argentinien ist kritisch. Unser Land braucht einen drastischen Wandel“, sagte Javier Milei nach seinem Sieg bei der Stichwahl am Sonntag. „Es gibt keinen Platz für halbe Sachen.“
Der ultraliberale Ökonom - sich selbst bezeichnet er als „Anarchokapitalist“ - will den Staat auf ein Minimum zurechtstutzen, die Sozialprogramme zusammenkürzen und den freien Markt weitgehend sich selbst überlassen. Die schwächelnde Landeswährung Peso soll durch den US-Dollar ersetzt werden und die Zentralbank würde er am liebsten abschaffen. Das ist in Argentinien, wo die öffentliche Hand traditionell eine starke Rolle spielt und viele Arbeitnehmer beim Staat beschäftigt sind, eine radikale Kehrtwende.
Milei stammt aus einfachen Verhältnissen und spielte als Jugendlicher als Torwart beim Fußballverein Chacarita Juniors in Buenos Aires. Nach eigenen Angaben wurde er als Kind immer wieder von seinem Vater verprügelt, erst kürzlich nahm er wieder Kontakt zu seinen Eltern auf. Milei studierte Wirtschaftswissenschaften und arbeitete später als Berater und Chefvolkswirt für mehrere Unternehmen in Argentinien. Er veröffentlichte eine Reihe von Büchern, trat immer wieder mit zerzaustem Haar und Lederjacke im Fernsehen auf und spielte in einer Rockband. Heute gilt der 53-Jährige als leidenschaftlicher Opern-Fan.