Iran hat Probleme mit Atomanlagen

Wien/Teheran (dpa) - Kurz vor möglichen Gesprächen mit den Weltmächten über sein umstrittenes Atomprogramm scheint der Iran technische Probleme mit seinen Nuklearanlagen zu haben. Dies geht aus einem Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA hervor.

Trotz des Einsatzes von mehr Zentrifugen habe das islamische Land die Produktionsrate seines angereicherten Urans nicht erhöhen können, heißt es in dem IAEA-Bericht, der am Dienstag den Mitgliedstaaten vorgelegt wurde.

Die Anreicherungsanlage in Natans habe am 16. November überhaupt kein Uran produziert. Wie lange der Ausfall dauerte, könne die IAEA nicht genau sagen, weil nicht täglich Inspektoren vor Ort seien, sagte ein mit IAEA-Belangen vertrauter Diplomat.

Bereits vor der Veröffentlichung des Berichts war spekuliert worden, dass der Computerwurm Stuxnet schwere Schäden an den Atomanlagen des Irans angerichtet haben könnte.

Der Chef der iranischen Atomorganisation dementierte jedoch jegliche technische Probleme in den Nuklearanlagen. „Eine der Anreicherungsanlagen dient ja stets dazu, die Zentrifugen je nach Bedarf zu reparieren, testen oder umzuinstallieren, und das ist kein Problem, sondern ein ganz normaler und natürlicher Vorgang“, sagte Ali-Akbar Salehi der Nachrichtenagentur ISNA.

Salehi sagte, der Computerworm Stuxnet sei zwar im vergangenen Jahr dazu benützt worden, die Software einiger Nuklearanlagen zu infizieren. Dies sei jedoch schon damals von iranischen Experten neutralisiert worden. Keine einzige Nuklearanlage im Iran sei derzeit von Stuxnet infiziert und auch der Anreicherungsprozess wird normal weitergeführt, so der Atomchef.

Am 5. Dezember will das islamische Land bei einem Treffen mit den fünf ständigen Mitgliedern des UNO-Sicherheitsrats plus Deutschland unter anderem über sein Atomprogramm sprechen. Ein Ort oder eine genaue Tagesordnung stehen aber noch nicht fest.

Der IAEA-Bericht nennt keinen Grund für den Stopp der Produktion, auch der Diplomat konnte dazu nichts sagen. Das Land sei nicht verpflichtet, den Atominspektoren einen Grund zu nennen. Die Regierung in Teheran hatte in der Vergangenheit zwar die Infektion von Industrierechnern mit Stuxnet bestätigt, größere Probleme aber bestritten.

Nach Angaben informierter Kreise musste das islamische Land in den vergangenen drei Jahren bereits zwei oder dreimal die Uranproduktion für kurze Zeit komplett stoppen. Ein Grund sei der Austausch von Brennstofftanks gewesen. Dies sei aber nach dem Einsatz neuer Technologie inzwischen nicht mehr nötig.

Viele Länder verdächtigen den Iran, unter dem Deckmantel der zivilen Nutzung der Nuklearenergie in Wirklichkeit an Atomwaffen zu arbeiten. Auch die Atomwächter in Wien haben wegen zögernder Zusammenarbeit zunehmend Zweifel an den friedlichen Absichten des Landes. Die Regierung in Teheran bestreitet stets alle Vorwürfe.

Trotz der technischen Probleme häuft der Iran nach dem jüngsten Iran-Bericht weiter angereichertes Uran an: Inzwischen besitzt das Land 3183 Kilo niedrig angereichertes Uran und 33 Kilo auf 20 Prozent angereichertes Uran. Dieser Brennstoff kann für Forschungszwecke und die Stromgewinnung, in noch höher angereicherter Form aber auch für den Bau einer Atombombe verwendet werden.

Auch im jüngsten Iran-Bericht mahnte die IAEA die Beantwortung zahlreicher offener Fragen und fehlende Informationen an: „Es ist essenziell, dass der Iran bei diesen Themen mit der IAEA zusammenarbeitet und ihr ohne weitere Verzögerung den Zugang zu wichtigen Anlagen, Maschinen und Dokumenten verschafft und ihr erlaubt, alle relevanten Personen zu befragen.“ Dies sei grundlegend, um den iranischen Beteuerungen Glauben schenken zu können.

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