Interview mit dem deutschen Botschafter in Washington Peter Ammon

Peter Ammon, deutscher Botschafter in Washington, zu Eurokrise und Dollar.

Herr Botschafter, in den USA ist ständig vom drohenden Untergang der Eurozone die Rede. Wie werden die Hilfsmaßnahmen für Griechenland eingeschätzt?

Ammon: Von Weltuntergangsszenarien halte ich grundsätzlich nichts. Wie sich am Beispiel des Wechselkurses zwischen Euro und Dollar zeigt, bewegt sich dieser seit Monaten ziemlich stabil um die Marke von 1,30. Ich habe auch in Gesprächen mit amerikanischen Regierungsvertretern den Eindruck gewonnen, dass diese die Lage eher nüchtern analysieren. Auch glaube ich, dass in den USA das Verständnis für den in Europa eingeschlagenen Kurs größer ist als es in manchen Medien zum Ausdruck kommt. Ich selber bin übrigens durchaus optimistisch, nicht nur hinsichtlich der Überwindung der Krise in Europa, sondern auch hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung hier in Amerika.

Auch in den USA geraten die Staatsschulden außer Kontrolle. Wird sich Washington zu überzeugenden Sparmaßnahmen durchringen können?

Ammon: Zunächst sollte man nicht vergessen, dass wir in den USA ein Wahljahr haben. Das ist aber nicht entscheidend, denn die solide Haushaltspolitik ist eine Daueraufgabe. Wenn man auch im US-Wahlkampf über die Frage diskutiert, welche Kombination aus Einsparungen und Eingriffen ins Steuersystem richtig ist, um die Verschuldung in den Griff zu bekommen, dann muss dies als ein langfristiges Projekt gesehen werden. Es kann jedenfalls keine Verschuldung der öffentlichen Haushalte ohne Ende geben.

Seit Jahren fordern die USA Europa und speziell Deutschland auf, mehr zu tun, um die Binnennachfrage anzukurbeln. Wir hingegen sagen den Amerikanern, sie sollen weniger konsumieren und mehr sparen.

Ammon: Zum Konsum- oder Sparverhalten kann eine Regierung nichts erlassen. Zu beachten ist aber, dass der Zug in die richtige Richtung fährt. In Deutschland zum Beispiel wachsen die Importe stärker als die Exporte. In Amerika haben sich die Dinge ebenfalls in die richtige Richtung entwickelt. Während des Höhepunkts der Immobilienkrise haben die Amerikaner mehr ausgegeben, als sie verdienten und nichts auf die hohe Kante gelegt, heute liegt die Sparquote immerhin bei etwa 3,5 Prozent.

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