Hunderte Flüchtlinge durchbrechen Grenzsperre nach Mazedonien

Skopje/Rom (dpa) - Die Not Tausender Flüchtlinge hat zu dramatischen Szenen in Mazedonien und einem Großeinsatz im Mittelmeer geführt. Hunderte Migranten rissen an der Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien den Stacheldraht nieder, um nach Mazedonien und von dort weiter nach Serbien zu gelangen.

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Dabei soll die mazedonische Polizei erneut Blendgranaten und Tränengas eingesetzt haben.

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Tausende Migranten, zumeist Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland Syrien, campieren seit Tagen im Niemandsland an der griechisch-mazedonischen Grenze. Von dem mazedonischen Bahnhof Gevgelija fahren täglich Züge Richtung Serbien. Die meisten wollen auf der „Balkan-Route“ weiter Richtung Deutschland, Schweden, Norwegen oder in die Niederlande. Das EU-Land Bulgarien verschärfte angesichts der Krise im benachbarten Mazedonien die Bewachung seiner Grenzen.

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Mazedonien hatte am Donnerstag den Notstand erklärt und den Übergang an einer Hauptroute blockiert. Am Samstag wurde eine zweite Stacheldraht-Begrenzung errichtet. Nur gut 800 Menschen - meist Frauen und Kinder - durften mit Erlaubnis der Behörden weiter zum nahe gelegenen Bahnhof von Gevgelija.

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Die Regierung rechtfertigt ihr Vorgehen damit, den Flüchtlingszustrom besser bewältigen und die Sicherheit in den Grenzregionen erhöhen zu wollen. Bereits am Freitag waren mazedonische Sicherheitskräfte mit Gewalt gegen die Flüchtlinge vorgegangen, um sie am Überschreiten der Grenze zu hindern.

An der griechisch-mazedonischen Grenze drängten sich zuletzt schätzungsweise mehr als 5000 Migranten. Augenzeugen berichteten, fast stündlich kämen mit Bussen und Zügen weitere Flüchtlinge an. Medizinische Helfer erreichten inzwischen das provisorische Flüchtlingslager an der Grenze und versorgten Kinder und Kranke, wie es hieß.

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) warf der EU-Kommission vor dem Hintergrund steigender Flüchtlingszahlen Untätigkeit vor. „Die Zögerlichkeit der EU ist unerträglich“, sagte der Politiker der „Bild“-Zeitung (Samstag). Er verlangte von Brüssel ein Sofortprogramm über zehn Milliarden Euro, um unter anderem Notaufnahmezentren in EU-Staaten mit EU-Außengrenzen einzurichten.

Die EU-Kommission wies den Vorwurf der Untätigkeit zurück. Die Behörde habe schon im Mai eine Migrationsagenda vorlegt, sagte eine Sprecherin der Deutschen-Presse Agentur. „Wir können nur Erfolg haben, wenn wir miteinander arbeiten, nicht gegeneinander.“

Mindestens 4000 Bootsflüchtlinge gerieten am Samstag im Mittelmeer in Seenot, wie die Behörden mitteilten. Von 22 Booten seien Notrufe eingegangen, sagte Kapitän Marco Di Milla von der italienischen Küstenwache der Deutschen Presse-Agentur. Schiffe der Küstenwache, der Marine und der EU-Grenzschutzmission „Triton“ beteiligten sich am Rettungseinsatz. Nur weil die See ruhig war, kam es nicht zur Katastrophe.

Fast eine Viertelmillion Menschen sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) seit Jahresbeginn über das Mittelmeer nach Europa geflohen. Nahezu täglich gingen im Sommer rund 1000 Migranten an den Küsten Italiens und Griechenlands an Land. Etwa 2300 Flüchtlinge kamen laut IOM seit Jahresbeginn im Mittelmeer ums Leben.

Auf der Ostägäisinsel Lesbos sammelten sich laut Behörden mehr als 9000 Migranten. Wie das staatliche griechische Fernsehen (ERT1) berichtete, kam es während der Essensausgabe in einem Flüchtlingslager zu Rangeleien zwischen Migranten verschiedener Nationalitäten. Zur Entlastung der Lage lief am Samstag die Fähre „Eleftherios Venizelos“ zur Insel Kos aus. Sie sollte von dort und von den nahe gelegenen Inseln rund 2500 Migranten nach Piräus bringen.

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