Hamas-Chef Maschaal will Amt abgeben

Gaza (dpa) - Der langjährige Chef der radikal-islamischen Palästinenserorganisation Hamas, Chaled Maschaal, will sein Amt aufgeben. Das teilte die im Gazastreifen herrschende Organisation mit.

Gründe für den Wunsch des 55-Jährigen, der in der syrischen Hauptstadt Damaskus im Exil lebt, wurden nicht genannt.

Seit 1996 ist Maschaal Chef des Politbüros, einer Art Regierung der Organisation. Als mögliche Nachfolger nannten politische Beobachter im Gazastreifen den dortigen Hamas-Führer Ismail Hanija sowie Maschaals Vize, Mussa Abu Marsuk. Hanija hatte Ende vergangenen Jahres seine erste Auslandsreise seit mehr als vier Jahren unternommen.

Als mögliche Gründe für die Absicht Maschaals, die Hamas-Führung abzugeben, wurden in informierten Kreisen im Gazastreifen zwei Einschätzungen abgegeben. Entweder hat sich Maschaal mit der Hamas-Führung im Gazastreifen zerstritten oder er wolle sich darauf konzentrieren, Palästinenserpräsident Mahmud Abbas (76) als Chef der palästinensischen Dachorganisation PLO abzulösen. „Maschaal ist für die Hamas viel zu wichtig, um ihn einfach so gehen zu lassen“, erklärte der Professor für Politologie von der Al-Azhar-Universität in Gaza, Nadschi Schurab.

Ob Maschaal aber überhaupt von seinem Posten als Leiter des Politbüros entbunden wird, kann nach den internen Regeln der 1987 gegründeten Bewegung nur der Schura-Rat, eine Art Parlament der Hamas, entscheiden. Und da ist das letzte Wort wohl noch nicht gesprochen.

„Die Führer der Bewegung wünschen, dass Herr Maschaal seine Ankündigung zurücknimmt und die Angelegenheit dem Schura-Rat überlässt, der diese Frage unter Berücksichtigung der wichtigsten Interessen der Bewegung erörtern wird“, hieß es in der Mitteilung weiter. „Maschaal ist allen Entscheidungen des Schura-Rates unterworfen, und die Frage, ob er erneut für das Amt des Politbürochefs antritt oder nicht, obliegt nur dem Rat“, schrieb die Zeitung „Falastin Daily“, die der Hamas nahe steht.

Wann und wo der Schura-Rat zusammentritt und die Mitglieder des Politbüros wählt, hält die Hamas geheim. Die Abstimmung dürfte aber in den nächsten Wochen stattfinden. Bekannt ist nur, dass für die Wahl zum Schura-Rat Hamas-Mitglieder im Gazastreifen, im Westjordanland, in israelischen Gefängnissen und in der Diaspora stimmberechtigt sind.

Die Hamas wurde 1987 gegründet. Sie lehnt sowohl den Nahost-Friedenspozess als auch den Staat Israel ab. Der militärische Arm der Hamas verübte in der Vergangenheit Dutzende tödliche Anschläge auf Israelis. Deshalb stufen unter anderem Israel, die Vereinigten Staaten und Deutschland die zweitgrößte Palästinenserorganisation als terroristische Vereinigung ein. Die Hamas wird nach israelischen Angaben vom Iran und von Syrien mit Geld und Waffen unterstützt.

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