Wahl in Frankreich Französischer Astronaut kommt aus dem Weltall direkt zur Stimmabgabe

Die Auslandsfranzosen haben den ersten Wahlgang schon hinter sich. Die Wahlbeteiligung lag nur bei schwachen 25,4 Prozent. Ein Wähler war vor Kurzem noch im Weltall.

Der französische Raumfahrer Thomas Pesquet (l.) in der Raumstation ISS.

Der französische Raumfahrer Thomas Pesquet (l.) in der Raumstation ISS.

Foto: ESA/NASA

Düsseldorf. Wenn am Sonntag in Frankreich die Nationalversammlung gewählt wird, haben die Auslandsfranzosen ihren ersten Wahlgang schon hinter sich. Von den 577 Sitzen im Parlament werden elf für die 1,8 Millionen Franzosen im Ausland vergeben. Der 7. Wahlkreis, der unter anderem Deutschland umfasst, hat bereits am 4. Juni gewählt. Insgesamt 152 000 Franzosen sind in den zum Wahlkreis zählenden Ländern Albanien, Deutschland, Österreich, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Ungarn, Mazedonien, Polen, Rumänien, Serbien, Slowenien, Tschechien und Slowakei als Wähler registriert, allein 85 000 davon in Deutschland. Im ersten Wahlgang hatten sie 15 Kandidaten zur Auswahl.

Zwei von ihnen erreichten mindestens 12,5 Prozent der Stimmen — Voraussetzung, um am zweiten Wahlgang teilzunehmen, der zweitgleich mit der Stichwahl in Frankreich am 18. Juni erfolgt. Zum einen hat sich mit Pierre-Yves Le Borgn der amtierende Abgeordnete des 7. Wahlkreises durchgesetzt. Der in Deutschland lebende Franzose ist seit fünf Jahren Vorsitzender der Parlamentariergruppe für französische-deutsche Freundschaft in der Nationalversammlung. Obwohl Le Borgn eigentlich der Sozialistischen Partei angehört, hatte er sich bereits im Februar öffentlich für den am 7. Mai zum Präsidenten gewählten Emmanuel Macron ausgesprochen.

Le Borgn erhielt im ersten Wahlgang allerdings nur 13,8 Prozent der Stimmen. Sein Herausforderer ist am 18. Juni Frédéric Petit vom Movement Démocrate (MoDem), der 2007 gegründeten liberalen Demokratischen Bewegung. MoDem hat Macron bei der Präsidentschaftswahl unterstützt, sein Kandidat Petit wurde im Rahmen der Kooperation mit Macrons Bewegung als Listenkandidat von République en Marche bestätigt. Er verzeichnete im ersten Wahlgang zwar 54,0 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung im Wahlkreis 7 lag aber nur bei 25,4 Prozent. Daher muss Petit trotz seiner absoluten Mehrheit noch einmal in die Stichwahl gegen Le Borgn.

Drei NRW-Wahllokale in Düsseldorf und Köln In Nordrhein-Westfalen standen den Auslandsfranzosen am vergangenen Sonntag drei Wahllokale zur Verfügung: im Generalkonsulat und in der Französischen Schule in Düsseldorf sowie im Institut français in Köln. Dort gab auch ein derzeit in Frankreich sehr populärer Astronaut seine Stimme ab: Thomas Pesquet hatte als jüngstes Mitglied des europäischen Austronautenkorps mehr als sechs Monate auf der internationalen Raumfahrstation ISS verbracht und war am 2. Juni in der Steppe von Kasachstan gelandet. Danach wurde er in das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) nach Köln gebracht, um sich wieder an die Schwerkraft zu gewöhnen — und ließ sich die Wahl nicht nehmen.

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