Franco Marini verpasst Mehrheit bei Italiens Präsidentenwahl klar
Rom (dpa) - Noch hat Italien keinen neuen Staatschef: Der frühere Gewerkschaftsführer und Senatspräsident Franco Marini ist als Favorit am ersten Tag der Präsidentenwahl durchgefallen.
Marini (80) verpasste die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit von 672 Stimmen am Donnerstag sowohl im ersten als auch im zweiten Wahlgang. Nachdem er zunächst die Zwei-Drittel-Mehrheit um 151 Stimmen deutlich verfehlt hatte, gaben im zweiten Durchgang große Parteien wie Pier Luigi Bersanis Demokratische Partei (PD) und Silvio Berlusconis „Volk der Freiheit“ (PdL) leere Stimmzettel ab. Diese Runde blieb damit ohne Aussagekraft, verschaffte den Parteien aber Zeit für neue Überlegungen.
In Rom verstärkte sich nach der ersten Runde die Diskussion, ob der Kandidat des linken Bersani und des rechten Berlusconi der richtige Mann für das Amt des Staatspräsidenten sei. Bersani sprach von einer „neuen Phase“, in der es jetzt an seiner Partei sei, dem Parlament einen Vorschlag zu machen. Es mehrten sich die Stimmen, die ein Umschwenken auf andere Kandidaten forderten. In den vergangenen Tagen war bereits von den früheren Regierungschefs Romano Prodi, Massimo D'Alema und Giuliano Amato als möglichen Kandidaten die Rede gewesen.
Auch im dritten Durchgang soll es am Freitagvormittag wieder viele leere Stimmzettel geben: Berlusconis Bündnis-Partner Lega Nord will wie Bersanis Partei erst beim vierten Wahlgang am Nachmittag wieder mitstimmen. Erst dann reicht die absolute Mehrheit (504 Stimmen). Marini war in der ersten Runde auf 521 Stimmen gekommen. Sein Gegenkandidat, Rechtsprofessor Stefano Rodotà von der populistischen Protestbewegung „Fünf Sterne“ (M5S), schnitt mit 240 Stimmen überraschend gut ab. Insgesamt umfasst die Versammlung 1007 Stimmen.