Flüchtige „Charlie Hebdo“-Attentäter lassen Frankreich zittern
Paris (dpa) - Nach dem blutigen Terroranschlag auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ am Mittwoch bleibt Frankreich in Alarmstimmung: Die Jagd nach den beiden islamistischen Terrorverdächtigen im Norden des Landes und ein weiterer Polizistenmord halten die Franzosen in Atem.
Die Regierung mobilisierte am Donnerstag landesweit 88 000 Einsatzkräfte, um die mit Maschinenpistolen bewaffneten Attentäter zu fassen und weitere Terrorakte zu unterbinden. Eine heiße Spur verfolgte die Polizei in Nordfrankreich, doch die verdächtigen Brüder Chérif (32) und Said Kouachi (34) blieben auch weit über 30 Stunden nach dem Terrorakt mit zwölf Toten verschwunden.
Nach dem Fund von Molotow-Cocktails und einer Islamistenflagge in einem Fluchtauto in Paris gehen die Ermittler davon aus, dass das Duo weitere Anschläge geplant hatte. Die Polizei nahm neun Personen aus dem Umfeld der Terroristen in Gewahrsam, wie Innenminister Bernard Cazeneuve am Abend bekannt gab.
Für neue Terrorangst sorgte am Donnerstagmorgen eine Schießerei im Süden von Paris, bei der ein Unbekannter eine Polizistin tötete und einen Polizisten verletzte. Cazeneuve sagte, es gebe keinen erkennbaren Zusammenhang zum Anschlag auf „Charlie Hebdo“. Er warnte dennoch, in der derzeitigen Risikolage seien weitere Gewalttaten möglich. Am Sonntag wollen sich führende Politiker der EU und USA zu Anti-Terror-Gesprächen in Paris treffen, darunter Bundesinnenminister Thomas de Maizière und US-Justizminister Eric Holder.
Die Polizei fand in Nordfrankreich das Fluchtauto der mutmaßlichen Attentäter, wie es in Medienberichten hieß. Ein Tankstellenbesitzer nahe Villers-Cotterêts habe die maskierten und bewaffneten Männer eindeutig erkannt. Die Polizei durchkämme die Gegend um den Wald von Longpont, wie die Zeitung „Le Monde“ schrieb.
In ganz Frankreich gab es am Tag der nationalen Trauer eine Schweigeminute für die Opfer. Tausende hielten Plakate mit dem Schriftzug „Je suis Charlie“ (Ich bin Charlie) hoch. Die Glocken der Pariser Kathedrale Notre-Dame erklangen, Staatspräsident François Hollande forderte die Franzosen auf, in dieser schweren Zeit zusammenzustehen. Parteien, Gewerkschaften und Menschenrechtsgruppen riefen die Menschen zu einem Solidaritätsmarsch am Sonntag auf. Die Chefin der rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, beklagte, ihre Partei sei von dem Bündnis ausgeschlossen worden.