Besonders weiblich, besonders jung : Finnland bekommt 34-jährige Ministerpräsidentin
Helsinki Die Regierungskoalition bleibt bestehen, an ihrer Spitze steht aber ein neues Gesicht: Die Sozialdemokratin Sanna Marin wird neue Ministerpräsidentin Finnlands. Politisch haben damit überwiegend Frauen das Sagen in Helsinki.
Die 34 Jahre alte Sozialdemokratin Sanna Marin wird neue Ministerpräsidentin Finnlands und damit die derzeit jüngste Regierungschefin der Erde. Das Parlament in Helsinki wählte die bisherige Verkehrs- und Kommunikationsministerin am Dienstag zur Nachfolgerin des zurückgetretenen Ministerpräsidenten Antti Rinne. 99 Abgeordnete stimmten für sie, 70 dagegen, 30 waren abwesend. Damit wird Finnlands Regierung zum dritten Mal in der Landesgeschichte von einer Frau geführt, in deren Fünf-Parteien-Koalition zudem überwiegend Frauen das Sagen haben.
Nur sechs Monate nach Amtsübernahme hatte Rinne vor einer Woche wegen eines Streits mit seinem wichtigsten Koalitionspartner, der Zentrumspartei, den Rücktritt der Regierung eingereicht. Bei dem Zwist war es um Rinnes Erklärungen zu einer Kontroverse bei der staatlichen Post gegangen, bei der rund 700 Paketsortierern niedrigere Löhne gedroht hatten. Am Sonntagabend hatte sich Marin bei einem Votum der Sozialdemokraten gegen ihren parteiinternen Kontrahenten Antti Lindtman durchgesetzt, womit ihr Weg an die Regierungsspitze so gut wie frei war.
„Ich möchte dem Parlament für das Vertrauen danken, das ich bekommen habe“, sagte Marin unmittelbar nach der Abstimmung im Reichstag von Helsinki. Eine Wiederherstellung des Vertrauens zwischen den Koalitionsparteien - vor allem zwischen Sozialdemokraten und Zentrum - benötige direkte Diskussionen. Das gemeinsame Regierungsprogramm sei der Leim, der die Koalition zusammenhalte. Kurz nach Marins Wahl begrüßte Präsident Sauli Niinistö das neue Kabinett offiziell im Amt.