Die Queen und der Ex-IRA-Mann

Elizabeth II. will sich mit ehemaligem Todfeind versöhnen.

Belfast. Die Queen und Nordirland — das Verhältnis des Staatsoberhauptes zum jüngsten und konfliktgeladenen Teil seines Königreiches ist gespalten. Beide Seiten haben sich nichts geschenkt und viel Blut vergossen.

Nachdem Elizabeth II. im vergangenen Jahr mit einem historischen Besuch in der Republik Irland bereits dort reinen Tisch gemacht hatte, ist sie im Jahr ihres Diamantenen Thronjubiläums auch im britischen Teil der Grünen Insel auf Versöhnung aus.

Die Königin streckt am Mittwoch ausgerechnet ihrem einst ärgsten Feind Martin McGuinness die Hand entgegen — und der will erstmals annehmen. 1977 hatte er Elizabeth noch als „Queen of Death“ („Königin des Todes“) bezeichnet.

McGuinness, einst glühender Kämpfer gegen die englische Vorherrschaft in Nordirland, trifft sich mit der Queen. „Es geht um Versöhnung“, sagte McGuinness. „Indem ich der Queen die Hand gebe, gebe ich allen Unionisten in Nordirland die Hand.“ 14 Jahre nach dem Friedensschluss könnte der symbolische Akt Zeichen für einen dauerhaften Frieden in der Unruheprovinz werden — und für ein Stück mehr Normalität.

Noch immer ist Nordirland kein gewöhnliches Fleckchen Großbritanniens. Noch immer trennt etwa im Westen der Hauptstadt Belfast eine bis zu zwölf Meter hohe Mauer die Einwohner des katholischen Viertels Falls Road und die der protestantischen Shankills Road.

Auch heute ist der Terror unverbesserlicher Menschen in Nordirland nicht völlig ausgelöscht. Vor einem Jahr starb in der Stadt ein Polizist bei einem Bombenanschlag, zwei Jahre zuvor kamen zwei britische Soldaten bei einem Attentat ums Leben. Zu den großen Aktionen reichen die Organisationsstrukturen der verbliebenen IRA-Splittergruppen jedoch längst nicht mehr.

Die Protagonisten des einstigen Untergrundkampfes gegen die als Besatzer empfundenen Briten sind längst vom Saulus zum Paulus gereift. Gerry Adams etwa, früher Sympathisant der IRA und in den 1970er-Jahren wegen terroristischer Aktivitäten inhaftiert, ist heute Oppositionsführer in der Republik Irland.

Martin McGuinness saß auch im Gefängnis. In seinem Auto war Sprengstoff und Munition gefunden worden. Erst viele Jahre später gab der heute 62-Jährige zu, für die IRA gearbeitet zu haben. 2007 bildeten ausgerechnet der Ex-Terror-Helfer McGuinness und der protestantische Scharfmacher Ian Paisley die erste Allparteienregierung in Nordirland.

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