Die Nato ringt um die Zukunft Afghanistans

Auf dem Gipfel in Chicago dreht sich alles um den Abzug Ende 2014. Doch es gibt Probleme.

Brüssel. Zum dritten Mal treffen sich die Staats- und Regierungschefs der Nato-Staaten in den USA: Präsident Barack Obama hat die 27 Verbündeten für Sonntag und Montag in seine Heimat Chicago eingeladen, dazu kommen 13 Partnerländer wie etwa Japan oder Australien und die 22 Nationen, die am Isaf-Einsatz in Afghanistan teilnehmen.

Der Rückzug, die Übergabe der Verantwortung an die einheimischen Sicherheitskräfte bis Ende 2014 und deren Unterstützung werden im Mittelpunkt der Beratungen stehen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem neuen Mann aus Frankreich, Präsident François Hollande, der seine Soldaten rascher heimholen will, als die Nato-Planung vorsieht.

Als sich die Alliierten 1999 zuletzt zu einem Gipfel in den USA trafen, ging es um die Intervention im Kosovo. Diesmal geben Diplomaten die Parole aus, zu erwarten sei „eher ein Routinegipfel”. Im Prinzip nämlich hatte schon das Treffen vor anderthalb Jahren in Lissabon das Signal gegeben: Ende 2014 soll die Isaf-Operation zu Ende sein. Bis dahin läuft die „Transition”, mit der Afghanistans Militär und Polizei in die Lage versetzt werden sollen, selbst für die Sicherheit zu sorgen.

Mehrere Verbündete würden ihre Truppen gern zügiger nach Hause schicken. Hollande hat sich besonders weit von der Bündnis-Disziplin entfernt und den Abzug schon für 2012 versprochen. „Wie das mit den allgemeinen Nato-Planungen kompatibel ist, wird sich beim Gipfel in Chicago erweisen”, heißt es in deutschen Regierungskreisen.

Zudem ist klargeworden, dass der afghanische Sicherheitsapparat — Zielgröße 325 000 Mann — nach 2014 beträchtliche finanzielle Hilfe benötigt. Auch die zivilen Aufbauhelfer müssen wohl mit eigenen militärischen Mitteln abgesichert werden.

Für die Russen reist übrigens Ministerpräsident Dmitri Medwedew an. Präsident Wladimir Putin hat die Allianz wissen lassen, er müsse sich erst einmal außenpolitisch sortieren. Eine gewichtige Rolle für seine Absage spielt aber der weiter ungelöste Streit um die Raketenabwehr. In Lissabon hatte die Nato Moskau die Kooperation bei dem Aufbau eines Abfangsystems für auf Europa anfliegende Raketen angeboten. Die russischen Bedingungen gehen aber der Nato zu weit.

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