Der Letzte auf der UN-Liste

Goran Hadzic muss sich für das Massaker von Vukovar verantworten.

Belgrad. In dem blutigen Konflikt, der den Balkan in den 1990er Jahren auseinanderfallen ließ, war Goran Hadzic weit weniger mächtig als manch anderer Serbenführer. Aber der Name des Anführers der kroatischen Serben ist mit zahlreichen Gräueltaten serbischer Truppen im Kroatien-Krieg (1991-1995) verbunden.

Nachdem vor weniger als zwei Monaten der frühere bosnisch-serbische General Ratko Mladic gefasst wurde, rückte der heute 52-jährige Hadzic wieder stärker ins Visier der Fahnder: Als letzter flüchtiger Angeklagter des UN-Tribunals für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien wurde er gestern in Serbien gefasst.

Die Belagerung der ostkroatischen Stadt Vukovar und das Massaker in einem Krankenhaus der Stadt gilt als eines der dunkelsten Kapitel aus dem Kroatien-Krieg.

Unter dem Kommando von Hadzic sollen serbische Truppen im November des Jahres 1991 dort 250 Kroaten und Nicht-Serben, die in der Klinik Schutz gesucht hatten, gefoltert und getötet haben. Wenige Monate später wurde der einstige Lagerarbeiter Hadzic Präsident der selbstausgerufenen serbischen Republik Krajina in Kroatien — mit der Unterstützung von Serbiens Machthaber Slobodan Milosevic.

Die Republik umfasste damals ein Drittel des Landes und war von aufständischen Serben ausgerufen worden, die die Abspaltung Kroatiens von Jugoslawien ablehnten. Als Anführer von Krajina wird Hadzic für eine Kampagne des Terrors in der Grenzregion zwischen Serbien und Kroatien verantwortlich gemacht. Das Haager Tribunal der Vereinten Nationen legt ihm 14 Anklagepunkte zur Last, darunter Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen.

Seine Truppen sollen hunderte kroatische Zivilisten getötet und zehntausende Kroaten deportiert haben. Die Anklageschrift dokumentiert zudem, wie Hadzic gefürchtete Paramilitärs auf nicht-serbische Zivilisten losließ, die seine Einheiten zuvor in ihre Gewalt gebracht hatten. Die Opfer wurden geschlagen, misshandelt und getötet.

Nach dem Krieg zog der dreifache Familienvater Hadzic nach Novi Sad. Dort arbeitete er lange Jahre unbehelligt als Berater für die staatliche Ölfirma NIS.

Erst im Jahr 2004 tauchte er unter — wenige Stunden, nachdem das UN-Tribunal Anklage gegen ihn erhoben hatte. Serbische Fahnder spürten ihn nun in der idyllischen Bergregion Fruska Gora in der Nähe von Novi Sad auf. Dort soll er sich in einem Kloster versteckt gehalten haben.

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