Debatte: Schwellenländer wollen die Macht im Währungsfonds

Nach dem Rücktritt von Dominique Strauss-Kahn ist das Tauziehen eröffnet.

Berlin/Washington. Nach dem Rücktritt von „DSK“ — Dominique Strauss-Kahn — von der Spitze beim Internationalen Währungsfonds (IWF) kommt die Nachfolgedebatte richtig in Fahrt. Deutschland und andere Euro-Länder wollen wieder einen Europäer auf dem Chefsessel haben. Doch die neuen Global Player fordern mehr Gewicht.

Seit Jahrzehnten teilen Amerikaner und Europäer die Führung von IWF und Weltbank unter sich auf. Die Europäer besetzen den IWF-Chefposten, ein Amerikaner steht an der Spitze der Weltbank. Inzwischen haben aber Volkswirtschaften wie China, Indien und Brasilien mehr Einfluss beim IWF und wollen Führungspositionen für sich.

Die USA und das alte Europa haben ihre Dominanz eingebüßt. China ist jetzt zweitgrößte Volkswirtschaft hinter den USA und hat Japan und Deutschland überholt. Die Chinesen haben die Deutschen auch als Exportweltmeister abgelöst. Auf die Boom-Länder Brasilien, Russland, Indien und China entfällt zusammen mit Südafrika fast ein Viertel der Weltwirtschaftsleistung.

Ja, spätestens seit der Neuordnung der Stimmrechte und Anteile beim IWF im Herbst 2010. Mit dieser Reform haben Boom-Länder wie China und Indien mehr Einfluss erhalten, Industrieländer gaben Macht ab. China löste Deutschland als drittgrößten Anteilseigner des IWF mit seinen 187 Mitgliedern ab. Die USA bleiben größter Geldgeber und Anteilseigner (Quote: 17,7 Prozent). Schwellen- und Entwicklungsländer haben nun einen Quotenanteil von 42,3 Prozent.

Natürlich ist Merkel klar, dass die Boom-Länder bei IWF und Weltbank zum Zuge kommen müssen. Aber: In der Euro-Schuldenkrisen und angesichts der Hilfspakete auch des IWF für kriselnde Euro-Länder sollte vorerst ein Europäer den Fonds führen. Damit steht Merkel nicht allein. Und sie argumentiert: Strauss-Kahn trete ja vor Ablauf seiner fünfjährigen Amtszeit 2012 von der IWF-Spitze zurück, so dass Europa formal noch am Drücker sei.

Die aussichtsreichste Anwärterin ist Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde. Nachteil ist ihr Pass. Die französische IWF-Dominanz ginge weiter. In einigen Medien wird nun der Chef der Schweizer Nationalbank, Philipp Hildebrand, genannt.

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